Leerverkäufe: Mit dem Leerverkauf (Shorten) gewinnst du bei fallenden Kursen!

In bestimmen Marktphasen kann man mit dem Kauf von Aktien nur sehr schwer Geld verdienen. Viel besser wäre es da, auf fallende Aktienkurse zu setzen und die Aktien – ohne sie vorher besessen zu haben – zu verkaufen. Bei Privatanlegern in den USA steht dies schon seit langem auf der Tagesordnung und auch deutsche Trader haben die Möglichkeit dazu.

Aktien verkaufen, die man noch gar nicht besitzt, wird als leerverkaufen oder shorten bezeichnet. Technisch läuft das so ab, dass der Anleger sich die Aktien bei seinem Broker, der diese Papiere z. B. in den Kundenbeständen hat, „ausleiht“ („Equity borrow“). Der Anleger kann diese ausgeliehenen Aktien jetzt am Markt verkaufen, mit dem Ziel sie später günstiger zurückzukaufen.

Beispiel: Stell dir vor, du hättest Yahoo-Aktien zu einem Kurs von 100 $ leerverkauft. Im November – ein knappes Jahr später – stand die Aktie bei nur noch $ 15. Dein Gewinn beliefe sich dann auf 85 $ pro Aktie – gar nicht schlecht. Allerdings ist diese langfristige Art des Shortens nur in den USA möglich. Doch auch auf Tagesbasis warten attraktive Gewinne durch den Leerverkauf.

Shortchart

„Shorties“ leben gefährlich

Leider ist die Sache aber nicht ganz so ungefährlich. Denn stell dir vor, die verkauften Yahoo-Aktien hätten einen vorher nicht vorstellbaren Kurssprung gemacht – beispielsweise auf 500 $ (könnte ja sein, dass man unter dem Firmensitz eine Ölquelle gefunden hätte :D). Dein Buchverlust wäre dann 400 $ pro Aktie, da man ja $ 500 am Markt bezahlen müsste, um die ausgeliehenen Papiere zurückzukaufen.

Hierbei wird deutlich, dass das potenzielle Verlustrisiko bei einer Shortposition theoretisch unbegrenzt ist. Um sich sicher zu sein, dass du immer genügend Geld hast, um die ausgeliehenen Aktien zurückzukaufen, will der (amerikanische) Broker von dir eine Sicherheit auf einem gesonderten Konto, dem „Margin Konto“ sehen. Im Prinzip könnte ein Anleger eine Aktie unbegrenzt lange „shorten“.

Wenn die Position aber in den Verlust läuft und dem Broker deine Sicherheiten auf dem Margin Konto nicht mehr ausreichen, dann wird er einen „Margin Call“ veranlassen. Jetzt musst du entweder weitere Sicherheiten hinterlegen oder dein Broker schließt die Position sicherheitshalber eigenhändig. Um solch einer Situation vorzubeugen, sollte man beim Eröffnen einer Shortposition auf jeden Fall eine Stoppmarke setzen, an der du die Aktien im Notfall zurückkaufst, um deine Verluste zu begrenzen.

Wo erfahre ich, wieviele Aktien schon geshortet sind?

Wenn man Aktien – speziell in den USA – leerverkaufen will, dann sollte man auf jeden Fall auch auf die Anzahl der bereits von anderen Marktteilnehmern „geshorteten“ Aktien achten. Wenn schon sehr viele Aktien leerverkauft worden sind, dann kann dies nämlich ein sehr bullishes Signal sein. Wenn das Papier plötzlich anfängt zu steigen, dann müssen sich viele „Shorties“ wieder eindecken (Aktien zurückkaufen), um den Margin Call zu vermeiden. Das Zurückkaufen der Aktien kann dann schon mal wie eine Kettenreaktion mit markanten Kurssteigerungen vor sich gehen. Dieses Szenario nennt man auch „Short Squeeze„.

Die Anzahl der leerverkauften Aktien einer Gesellschaft kann man auf verschiedenen Internetseiten nachlesen. Die Kennzahl hierfür heißt  „Short Interest„. Für an deutschen Börsen gehandelte Aktien gibt es diese Kennzahl allerdings bisher nicht – die Anzahl der leerverkauften Aktien wird bisher nicht veröffentlicht.

Damit eine Aktie bei beginnenden Leerverkäufen nicht anfängt in den Keller zu stürzen, gibt es in Amerika die „Up-Tick Rule“. Bevor eine Aktie leerverkauft werden kann, muss sie einen „Tick“ gestiegen sein. Diese Regel wurde 1938 in Kraft gesetzt, um Manipulationen von Short-Sellern zu unterbinden. Momentan wird über die Aufhebung dieser Regel in den USA diskutiert. In Deutschland gibt es diese Regel nicht.

Wie kann ich deutsche oder amerikanische Aktien shorten?

Eine Möglichkeit wäre es, bei einem amerikanischen Broker ein Konto zu eröffnen. Das ist heutzutage auch gar kein Problem mehr. Die Kontoeröffnung erfolgt meistens schon über das Internet. Du bekommst dann die nötigen Unterlagen nach Hause geschickt bzw. kannst dir die entsprechenden Dokumente herunterladen, welche du ausgefüllt und unterzeichnet zurücksenden musst. Dann muss nur noch Geld in die USA auf dein Konto überwiesen werden und das Handeln kann beginnen. Du kannst dann auf steigende oder fallende Kurse amerikanischer Aktien bzw. an den dortigen Börsen gehandelten Werten spekulieren.

In Deutschland wird der Leerverkauf im Vergleich zu den USA nur von wenigen Brokern angeboten. Auch ist das Shorten über mehrere Tage nur begrenzt möglich. So bleibt der Kundenstamm, der diese Art des Aktienhandels wahrnimmt, in Deutschland eher klein.

Du kannst dich allerdings auch anderer Finanzinstrumente bedienen. Es wäre beispielsweise möglich, einen Put-Optionsschein zu kaufen. Beim Kauf eines Put erwirbst du nämlich das Recht, eine Aktie zu einem vorher festgelegten Kurs zu einem späteren Termin zu verkaufen. Wenn die Aktie dann anfängt zu fallen, dann steigt der Wert des Put, welchen du natürlich auch jederzeit an der Börse verkaufen kannst. Steigt die Aktie, so fällt der Put (siehe auch: „So kannst du einen guten Optionsschein wählen„).

Eine weitere Möglichkeit auf fallende Kurse zu spekulieren, wäre der Leerverkauf von Futures an der Terminbörse. In Deutschland könnte man beispielsweise auf einen fallenden Dax setzen, indem man den Dax-Future an der Eurex leerverkauft. Geschäfte mit Futures sind allerdings aufgrund ihres großen Hebels sehr risikoreich.

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