Wie funktionieren Anleihen: So kannst du mit Anleihen handeln!

Schuldverschreibungen spielen nach wie vor, ebenso wie Aktien, sowohl an den internationalen Märkten, als auch am deutschen Kapitalmarkt eine bedeutende Rolle. Die Mehrzahl der notierten Wertpapiere an deutschen Börsen sind Schuldverschreibungen. Die Rentenmärkte bieten eine nahezu unüberschaubare Vielfalt verschiedener Anleihetypen in allen Laufzeitsegmenten des deutschen Rentenmarktes an. Variabel verzinsliche Anleihen, Reverse-Floater, findet man ebenso selbstverständlich auf den Kurszetteln wie traditionelle festverzinsliche Papiere.

Sowohl der sicherheitsorientierte als auch der risikobereite Anleger findet das Papier, das seinen Wünschen und Zielen entspricht. Die Rentenmärkte bieten für jeden etwas.

Was genau ist eine Anleihe?

Definition: Für verzinsliche Wertpapiere werden die Begriffe festverzinsliche Anleihen, festverzinsliche Wertpapiere, Renten, Obligationen und Schuldverschreibungen oft synonym verwendet.

Notierung: Anleihen werden in der Regel immer in Prozent notiert, dass heißt hier wird im Gegensatz zu den Aktien nicht in Stück gehandelt, sondern in Nominalwerten. Die Kurse werden immer in Prozent angegeben. Der Ausgabepreis beträgt in der Regel um die 100 %. Bei einer Ausgabe zu 100 % spricht man von der Ausgabe zu pari. Ist der Verkaufspreis über 100 % spricht man von über pari oder dementsprechend, wenn der Verkauf unter 100 % erfolgt, von unter pari. Du als Anleger erteilst den Auftrag zu einem Kauf oder Verkauf immer in Nominale, z. B. Verkauf von 10.000 Euro nominal zu einem Kurslimit von 101 Prozent. Das bedeutet: Würde der Verkauf ausgeführt werden, dann erhältst du Anleihen zu einem Preis von 10.100 Euro.

Erträge: Als Vermögensanlage können Anleihen prinzipiell auf zwei Arten Ertrag bringen: Zum einen in Form von Zinszahlungen des Emittenten, zum anderen in Form von Wertsteigerungen.

Welche Ausstattungen gibt es?

Laufzeit

Hier lassen sich kurzfristige Anleihen mit einer Laufzeit bis zu 4 Jahren, mittelfristige Anleihen mit einer Laufzeit zwischen 4 und 8 Jahren und langfristige Anleihen mit mehr als 8 Jahren Laufzeit unterscheiden. Als Laufzeit wird der Zeitraum zwischen dem in den Anleihebedingungen genannten Verzinsungsbeginn und der Fälligkeit der Anleihe bezeichnet.

Laufen die Anleihen schon eine gewisse Zeit, sodass sich dann die ursprüngliche Laufzeit von 10 Jahren auf eine Restlaufzeit von 3 Jahren reduziert hat, so spricht man nicht mehr von einer langfristigen Anleihe, sondern von einer kurzfristigen.

Tilgung

Die Tilgung von Anleihen kann entweder über planmäßige oder über außerplanmäßige Rückzahlung erfolgen.

  • Planmäßige Rückzahlung: Die Tilgung erfolgt innerhalb eines festgelegten Rahmens. Planmäßig bedeutet nicht unbedingt, dass du als Anleger den Rückzahlungszeitpunkt bereits im Voraus kennst. Für eine planmäßige Rückzahlung gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten: Gesamtfällige Anleihen, Annuitätenanleihen und Auslosungsanleihen.
  • Außerplanmäßige Rückzahlung bei vorzeitiger Kündigung: Ein Emittent kann sich in den Anleihebedingungen eine außerplanmäßige Rückzahlung durch Kündigung der Anleihe vorbehalten (Vorzeitige Kündigung), meist unter Vereinbarung einer Anzahl kündigungsfreier Jahre. Mitunter können die Anleihebedingungen auch dem Käufer der Anleihe ein vorzeitiges Kündigungsrecht einräumen. Eine vorzeitige Kündigung kann auch erfolgen, wenn bestimmte Bedingungen der Anleihe erfüllt wurden. Dies trifft insbesondere bei Finanzinnovationen zu. Darüber hinaus existieren seit einigen Jahren auch Anleihen, die nicht zum Nennwert oder mit dem Gesamtbetrag getilgt werden, sondern bei denen der Emittent Wahlmöglichkeiten hat, wie er die Anleihe zurückzahlen möchte. Diese Wahlmöglichkeiten sind unter anderem an Bedingungen geknüpft. So kann die Rückzahlung z. B. in Aktien erfolgen, mit einer bestimmten Anzahl oder in einer fremden Währung usw.

Verzinsung

Die Verzinsung, die du als Anleger vom Emittenten auf das nominal eingesetzte Kapital (den Nennwert des Wertpapiers) erhältst, ist ebenfalls in den jeweiligen Anleihebedingungen geregelt. Dabei gibt es nicht nur den klassischen Festzins und den variablen, den jeweiligen Marktbedingungen angepassten, Zinssatz. Dazwischen ist eine große Anzahl von Mischformen möglich.

Mögliche Varianten der Verzinsung:

Risiken bei Nullkupon-Anleihen:

  • Erhöhtes Bonitätsrisiko: Da bei Zero-Bonds die Zinsen erst bei Fälligkeit oder Verkauf der Anleihe realisiert werden, kommt der Bonität des Anleiheschuldners eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere bei langen Laufzeiten sollte unbedingt auf beste Qualität des Emittenten geachtet werden.
  • Keine Wiederanlagechancen bei steigenden Zinsen: Bei Zero-Bonds sind keine laufenden Zinszahlungen wiederanzulegen, wie dies bei normalen festverzinslichen Papieren möglich ist.
  • Erhöhte Kursrisiken: Da Zero-Bonds sehr lange Laufzeiten haben, sind natürlich nicht nur die Chancen bei fallenden Zinsen größer, sondern auch die Risiken bei steigenden Zinsen. Der Hebel bei Zinsveränderungen ist bei Zero-Bonds höher.
  • Höheres Inflationsrisiko: Bei Zero-Bonds darf nicht übersehen werden, dass diese Papiere erhebliche Inflationsrisiken haben können. Insbesondere bei sehr langen Laufzeiten, bei denen die Rückzahlung erst in 20 oder noch mehr Jahren erfolgt, kann die Geldentwertung den nominalen Wertzuwachs ausgeglichen oder sogar teilweise aufgezehrt haben.

Pro und Contra Floater-Anlage

PRO:

  • höhere Zinsen als bei Festgeldern
  • geringere Kursverluste bei steigenden Zinsen
  • höhere Zinsen bei einer inversen Renditestruktur im Vergleich zu langlaufenden Papieren
  • Parkmöglichkeit für Gelder
  • Verkauf jederzeit an der Börse möglich
  • relativ guter Inflationsschutz, da Zinsen in regelmäßigen Abständen angepasst werden

CONTRA:

  • bei einigen Papieren Bonitätsrisiken, vor allem bei Euro-Auslandsanleihen
  • Gebühren fallen vor allem bei kurzen Laufzeiten sehr stark ins Gewicht
  • teilweise illiquide Märkte
  • exakte Rendite kann beim Kauf nicht berechnet werden
  • steuerlich nachteilig, da der Nominalzins versteuert werden muss und steuerlich vorteilhafte Kursgewinne (außerhalb der Spekulationszeit) nur in sehr geringem Maße anfallen

Währung

Als Anleger kannst du prinzipiell wählen zwischen Anleihen, die auf Euro, (= Euro-Anleihen), auf ausländische Währung, (= Fremdwährungsanleihen) oder auf eine Rechnungseinheit z. B. ehemalige ECU-Anleihen lauten.

Welche Emittenten für Anleihen gibt es?

Auf den Anleihemärkten sind im Wesentlichen drei große Emissionsgruppen vorhanden:

  • Staat: Die Emissionen vom Staat werden auch öffentliche Anleihen genannt. Die öffentlichen Anleihen stellen den Löwenanteil am Rentenhandel in Deutschland. Weitere Möglichkeiten bilden Emissionen ausländischer Staaten, die dann als Euro-Auslandsanleihen zählen.
  • Banken: Die Banken emittieren sog. Pfandbriefe und Inhaberschuldverschreibungen. Sie refinanzieren sich am Kapitalmarkt, um dieses aufgenommene Geld als Kredite vergeben zu können für Konsumkredite, Industriekredite, Investitionskredite und Pfandkredite (Jumbopfandbriefe; Bankschuldverschreibungen)
  • Industrieunternehmen: Industrieunternehmen können selbst als Emittent auftreten. Der Vorteil hierfür ist, dass sie sich nicht über eine Bank Mittel beschaffen müssen, sondern sich direkt über den Kapitalmarkt entsprechende Geldmittel besorgen können. (Industrieanleihen)

Daneben gibt es auch Anleihen ausländischer Emittenten. Am deutschen Markt treten als Emittenten von Auslandsanleihen auf:

  • supranationale Institutionen
  • ausländische Staaten
  • ausländische Provinzen
  • ausländische Städte
  • ausländische Banken
  • ausländische Wirtschaftsunternehmen

Da diese Anleihen auf Euro lauten, spricht man auch von Euro-Auslandsanleihen, um sich von den Anleihen ausländischer Emittenten, die auf ausländische Währungen lauten (Währungsanleihen) abzugrenzen. In Deutschland werden überwiegend nur Euro-Auslandsanleihen an den Börsen notiert.

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