Differenzkontrakte: Was genau ist ein Contract for Difference?

Ein Differenzkontrakt (auch contract for difference, kurz CFD) ist eine Form eines Total Return Swaps. Hierbei vereinbaren zwei Parteien den Austausch von Wertentwicklung und Erträgen eines Basiswerts gegen Zinszahlungen während der Laufzeit. Er reflektiert damit die gehebelte Kursentwicklung des zu Grunde liegenden Basiswertes.

Differenzkontrakte gehören zur Gruppe der derivativen Finanzinstrumente. Sie dienen einerseits zur Absicherung gegen Kursschwankungen, können andererseits spekulativ eingesetzt werden, wobei das Risiko des Totalverlusts des eingesetzten Kapitals und von Nachschusspflichten besteht.

Wie funktionieren Differenzkontrakte?

Mit Differenzkontrakten können Anleger sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse des Basiswertes setzen (siehe auch Long und Short). Der Anleger handelt also nicht den Basiswert (Underlying) selbst, sondern ausschließlich dessen Preis und Kursveränderungen. CFDs haben selbst keinen Nominalwert.

Im Unterschied zu Futures haben Differenzkontrakte keine normierte Laufzeit oder Kontraktgröße und können von den Kontrahenten frei verhandelt werden. Beim Handel mit Differenzkontrakten muss eine Sicherheitsleistung (Margin) auf die zu Grunde liegende Position hinterlegt werden, weil der Anbieter bzw. Market Maker dem Bonitätsrisiko des Anlegers ausgesetzt ist. Da diese Margin nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Werts des Basiswerts ausmacht, ergibt sich ein „Hebeleffekt“ (Leverage). Broker bieten in der Regel eine Auswahl für den Hebel zwischen 5:1 bis 100:1 an. Rechnerisch eröffnet wird eine Position mit dem Kauf oder Verkauf von Differenzkontrakten. Geschlossen wird sie durch finanziellen Differenzausgleich und nicht durch Anschaffung des Basiswertes.

Welche Kosten entstehen beim Handel mit Differenzkontrakten?

Beim Handel mit CFDs können folgende Kosten entstehen:

  • Transaktionskosten, darunter z. B. Handelsgebühren und die Geld-Brief-Spanne
  • Kontoführungsgebühren
  • Finanzierungskosten, wenn Long-Positionen über Nacht gehalten werden, da es sich um ein gehebeltes Geschäft handelt.

Die Kostenangaben bei CFDs beziehen sich auf den gehebelten Gesamtbetrag. In einem Vergleich des CFD-Brokers Onvista von deutschen Anbietern lag die Sicherheitsleistung abhängig von Basiswert und Anbieter zwischen 0,5 und 100 Prozent, die Finanzierungskosten bei 0 bis 12 Prozent p. a. (Aufschlag bzw. Abschlag gegenüber dem Kapitalmarktzins) und die Kommissionen bei bis zu 0,2 Prozent. Bezogen auf die Sicherheitsleistung betrugen die laufenden Finanzierungskosten dann bis zu 2.400 Prozent p. a.

Differenzkontrakte bergen hohe Risiken

Da CFDs in der Regel gehebelte Geschäfte sind, bestehen Risiken über den Totalverlust des Einsatzes hinaus: Steht auf dem Konto nicht mehr genügend freies Kapital zur Verfügung, um die Sicherheitsleistung in voller Höhe zu erbringen, wird die Position geschlossen. Durch Kurssprünge kann es dennoch vorkommen, dass die Position zu einem Kurs jenseits der Sicherheitsleistung geschlossen wird. Dann muss der Anleger über sein hinterlegtes Kapital hinaus noch Geld nachschießen.

Im außerbörslichen Handel mit Differenzkontrakten können die gestellten Kurse daher – ggf. auch zum Nachteil des Kunden – von denen an der Referenzbörse abweichen. Dies birgt das Potential, Aufträge von Kunden zu einem wesentlich ungünstigeren Kurs auszulösen, um dadurch mit einer erhöhten Gewinnspanne ein Gegengeschäft einzugehen.

Im Vergleich zu Zertifikaten und Optionsscheinen ist für Privatanleger bei Differenzkontrakten das Kreditrisiko gegenüber dem Anbieter durch die gesetzliche Einlagensicherung teilweise abgesichert.

Steuerliche Behandlung von CFDs

In Deutschland fallen seit Anfang 2009 auch alle Gewinne aus CFDs unter die Abgeltungsteuer. Meistens werden die Geschäfte jedoch von internationalen CFD-Brokern betrieben, sodass die rechtliche Kontoführung in deren Zentrale außerhalb Deutschlands liegt. In diesen Fällen muss der Anleger seine Gewinne eigenverantwortlich in seiner persönlichen Steuererklärung angeben. Gewinne und Verluste können dabei in aller Regel verrechnet werden, sodass nur die tatsächlichen Gewinne versteuert werden

Was unterscheidet CFDs von Optionsscheinen, Futures und Hebelzertifikaten?

Auch mit Optionsscheinen und Hebelzertifikaten können Basiswerte mit hohem Hebel gehandelt werden. Es gibt jedoch einige wesentliche Unterschiede:

  1. Im Gegensatz zu Optionsscheinen ist der Wert der CFDs nicht abhängig von der Restlaufzeit (Zeitwert) und Volatilität des Basiswerts. Lediglich die Kursveränderung des Basiswertes beeinflusst den Wert der CFDs.
  2. CFDs sind unregulierte Derivate und werden nur über sogenannte „Black Pools“ oder OTC („over the counter“) gehandelt, nicht jedoch an Börsen. Die Gegenpartei (also Broker oder Bank) bestimmt die Kurse für den Kunden, nicht Angebot und Nachfrage.
  3. Sehr ähnlich sind jedoch Hebelzertifikate. Statt eine Margin zu hinterlegen, muss vom Anleger der aktuelle Wertpapierpreis bezahlt werden. Vom Emittenten wird dabei ein Wertpapierkredit gewährt. Sie sichern sich durch eine Knock-Out-Barriere ab, bei der das Zertifikat wertlos wird. Eine Nachschussmöglichkeit oder -Pflicht besteht hier nicht.
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