Futures handeln: Warum überhaupt Futures traden?

Futures bieten in der Regel die Möglichkeit zu besonders günstigen Konditionen abzuwickeln. Am Handelsgewinn interessierte Trader, müssen überlegen, wie hoch die Kosten für die Abwicklung der Geschäfte sind. Denn die Kosten für die getätigten Handelsgeschäfte gehen vom erhandelten Gewinn ab. Daher muss man vor jedem Handelsgeschäft fragen:

  1. Wie hoch sind Spesen und Gebühren für den Ein- und Ausstieg?, (direkte Kosten)
  2. Wie teuer ist der Bid-/Ask-Spread, wie liquide ist der Markt?, (indirekte Kosten)

Wie hoch sind Spesen und Gebühren für den Ein- und Ausstieg?

Hier ist die Relation Spesen und Gebühren zu bewegtem Handelsvolumen (V/C-ratio) eine gute Kennzahl für die Abschätzung eines günstigen Kosten- zu Handelsvolumen.

Beispielsweise liegen Spesen und Gebühren für den DAX-Future bei Ein- und Ausstieg (Privatanleger mit kleinen Volumina) typischerweise bei 10 – 20 €. Ein DAX-Future hat einen Gegenwert von ca. 7400 Punkten mal 25 € = 185.000 €. Das Verhältnis Handelsvolumen zu round turn-fee (r.t. = Ein- und Ausstieg) liegt bei ca. 10.000 (= 185.000€/20€).

Für den E-mini Nasdaq-Future bei einem Stand von ca. 4.000 Punkten liegt diese Relation bei ca. 4.000 (= 80.000$/20$), für den E-mini S&P-Future (Stand ca. 1500) liegt die Relation typischerweise ebenfalls bei ca. 4000 (= 75.000$/20$)

Bei Aktien hingegen werden bei einem Handelsgeschäft erheblich höhere Kosten fällig, dies sieht man an erheblich schlechteren V/C-ratio’s:

Beispiel: Für 100 Adidas-Aktien (Kurs 40 €) werden von der Bank/Broker inkl. aller Gebühren round turn in der Regel ca. 20€ fällig. Die V/C-ratio liegt hie nur bei ca. 200 (= 4000 €/20 €).

Ähnlich sieht es mit allen Aktienhandelsgeschäften bei sämtlichen Discount-Brokern in Deutschland aus, V/C-Ratio’s über 1000 sind (zumindest mit deutschen Banken und Brokerfirmen) nicht realisierbar.

Das heißt, Futures-Geschäfte sind bzgl. direkter Kosten gegenüber Aktiengeschäften in der Regel um ca. den Faktor 10 bis 50 günstiger abzuwickeln.

Wie teuer ist der Bid-/Ask-Spread?

Der Bid-/Ask-Spread ist ein Preis, den alle Marktteilnehmer bei ihren Handelsgeschäften indirekt zu bezahlen haben. Der Bid-/Ask-Spread ist in der Regel vom aggressiven zum passiven Investor zu zahlen. Der Bid-/Ask-Spread wird nicht direkt berechnet, sondern drückt sich in einem ’schlechteren‘ Preis aus, den der Investor für die Abwicklung des Geschäfts erhält.

Erklärung des Bid-/Ask-Spread anhand eines Beispiels: Adidas wird zu 40 € nachgefragt, zu 40,20 € angeboten. Der aggressive Investor, sei es nun, ob er kauft oder verkauft wird einen Preis erhalten, der nicht der Mitte dieses B-/A-Spreads entspricht, wenn er eine Marktorder gibt: Der Verkäufer erhält in der Regel den Preis 40 €, der Käufer 40,2 €. Der aggressive Verkäufer erhält also einen Preis, der 0,5 % unter dem Preis des aggressiven Käufers liegt. Der Bid/Ask-Spread liegt bei 0,5 %. Der ‚Verlust‘ bezogen auf die Mitte des Preisspreads beträgt je Seite 0,25 %, bei einem round-turn, also einem Kauf und einem Verkauf insgesamt also 2*0,25 % = 0,5 %, d. h. der Bid-/Ask-Spread selbst repräsentiert den Verlust (bezogen auf die Mitte des Spreads) des aggressiven Investors.

Das V/S-ratio repräsentiert die Relation zwischen Handelsvolumen zu Bid-/Ask-Kosten des aggressiven Investors. Bei obigen Beispiel beträgt dieses Verhältnis 40/0,2 = 200.

V/S-ratios von 200 sind für Aktien typische Verhältnisse, bei großen, liquiden DAX-Werten liegt dieses Verhältnis meist eher besser in der Größenordnung 500 bis 1000, bei weniger liquiden Nebenwerten teilweise sehr schlecht bei 50 bis 100.

Bei Futures hingegen sehen diese Verhältnisse erheblich günstiger aus: Der DAX-Future hat bei einem typischen B/A-Spread von 2 Punkten (entspricht 50 €) eine V/S-ratio von knapp 4000 (= 185.000 €/50 € = 7400/2). Auch im Nasdaq-Future sieht es mit einem typischen Spread von 4 Punkten und einer V/S-ratio von 1000 (= 4000/4) immer noch meist besser aus, als liquide deutsche Aktien zu den Kosten deutscher Discount-Broker abzuwickeln.

Generell ist natürlich für den Trader nah am Markt immer die Möglichkeit gegeben, sich den B-/A Spread ‚bezahlen zu lassen‘. Das geht aber nur, wenn man direkt die Möglichkeit hat, sich in das Orderbuch hinzustellen. Generell sind auch marktfernere Limit-Order ein Mittel, um sich den Spread bezahlen zu lassen. Hier stellt sich aber immer die Problematik ein, dass mit der Bezahlung des marktferneren Limits eine Marktbewegung gegen den Trader einsetzen kann, die der vielleicht gar nicht haben will oder die im Endeffekt den Beginn einer unerwünschten Marktbewegung einleitet.

Wo werden Futures gehandelt?

Da an den „normalen“ Kassamärkten sofort geliefert und bezahlt wird, sind diese Märkte für Futures ungeeignet. Für Terminkontrakte wurden eigene Handelsplätze, die sogenannten Terminbörsen aufgebaut. Neben der Eurex (Deutsche Terminbörse) sind die wohl bekanntesten Terminbörsen die Chicago Merchantile Exchange (CME) und die Chicago Board of Trade (CBOT) in Chicago sowie die Liffe in London.

Die einzelnen Terminbörsen haben sich auf ganz bestimmte Kontrakte spezialisiert. An der Eurex kann man beispielsweise nur Financial Futures handeln. Wenn man Warenfutures handeln möchte, dann muss man auf andere Börsen, wie beispielsweise die CBOT ausweichen. Welche Produkte an welchen Terminbörsen gehandelt werden, findet man am besten und am schnellsten im Internet auf den jeweiligen Homepages der Terminbörsen.

Fazit

  1. Futures sind die günstigsten Abwicklungsinstrumente für den Trader überhaupt, da das Verhältnis von bewegtem Handelsvolumen zu Gesamt-Kosten und B/A-Spread wesentlich günstiger ist als bei Aktien.
  2. Futures haben den Nachteil, dass man in der Regel nur am Gesamtmarkt (= Index-Future) partizipiert, nicht an den Bewegungen in den Einzelaktien. Um interessante Stories in Einzelwerten zu handeln, bleibt einem meist nur Möglichkeit die Aktien selbst zu handeln mit entsprechend ungünstigerem Verhältnis.
  3. Daher ist es im Aktienhandel besonders wichtig, auf sehr günstige Abwicklungsmöglichkeiten zu achten. Denn jeder Euro bei Spesen und Gebühren schmälert den Handelsgewinn. Bei frequentem Trading summiert sich so etwas schnell. Am Bid-/Ask-Spread kommt man aber nirgendwo vorbei. Aber man sollte sich bei Aktien mit großem Bid-/Ask Spread überlegen, ob es hier überhaupt Sinn macht, kurzfristig Handelsgeschäfte zu tätigen. Aktien, deren Bid-Ask Spread typischerweise größer als 1 % liegt, machen im kurzfristigen Trading in der Regel nur dann Sinn, wenn die Volatilitätserwartung an diesen Wert sehr hoch ist oder wenn erwartet wird, dass eine starke Kursbewegung bevorsteht.
  4. Spesen, Gebühren und B/A-Spread sind Kosten, die beim Trading generell immer anfallen. Bei allen Handelsentscheidungen muss daher abgewogen werden, ob der Chance/Kosten-Verhältnis attraktiv ist. Bei einer erwarteten Marktchance von 5 % und Kosten (des bewegten Volumens, incl. B-/A Spread) von 2 % ist ein Trade unattraktiv. Bei einer erwarteten Marktchance von 1 % und Kosten von 0,01 % ist ein Trade attraktiv. Das heißt auch weniger volatile Märkte können interessantere Trading-Märkte sein.
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