Optionsschein Strategie: Dies Strategien mit Optionsscheinen gibt es!

Kombinationen aus Calls und Puts (häufig auch mit dem englischen Ausdruck „Combinations“ bezeichnet) wurden weitgehend aus dem klassischen Optionsgeschäft übernommen. Sie funktionieren jedoch bei Optionsscheinen genauso, wenn auch die Möglichkeiten bei Optionsscheinen begrenzt sind, da der Privatanleger auf dem Optionsscheinmarkt nicht „short gehen“ (Leerverkauf) kann wie bei Optionen an den Terminbörsen. Bei Combinations werden Optionen unterschiedlichen Typs, die sich auf den gleichen Basiswert beziehen, gleichzeitig ge- und/oder verkauft.

Der Long-Straddle

Eine der einfachsten Kombinationen ist der Long-Straddle. Dieser Straddle besteht aus dem gleichzeitigen Kauf einer gleichen Anzahl von Calls und Puts mit gleichem Basiswert, gleicher Restlaufzeit und gleichem Ausübungspreis. Der Long-Straddle wird üblicherweise mit At-the-money-Optionen durchgeführt. Dazu ein vereinfachtes Beispiel:

Eine Aktie notiert bei 300 Euro. Man kauft eine Anzahl Call-Optionsscheine und dieselbe Anzahl Puts auf die Aktie, beide mit einem Basispreis von 300 Euro. Wir nehmen der Einfachheit halber an, dass Call und Put jeweils 15 Euro kosten. Nun ergeben sich zwei Gewinnschwellen: Steigt der Aktienkurs bis zum Ende der Laufzeit auf 330 Euro, so ist der Put wertlos. Der Kurs des Call steigt jedoch (aufgrund des inneren Wertes) auf 30 Euro. Damit hat man die Ausgaben für Call und Put (15 Euro + 15 Euro = 30 Euro) wieder hereingeholt. Bei jedem höheren Aktienkurs stellt sich ein Gewinn ein, da der Call ja weiter steigt. Die zweite Gewinnschwelle liegt bei 270 Euro: Hier gleicht der Put die Verluste des Call aus. Bei jedem niedrigeren Aktienkurs macht der Anleger einen Gewinn, da der Wert des Put dann den Verlust beim Call überkompensiert.

Verharrt der Aktienkurs jedoch zwischen diesen beiden Schwellen, so entstehen Verluste. Dies ist somit eine Strategie, die sich nur anbietet, wenn man sehr starke Kursausschläge erwartet, gleichzeitig aber nicht weiß, in welche Richtung der Kursausschlag erfolgt. Zugute kommt einem bei einem Long-Straddle eine steigende Volatilität, da diese beide Scheine, Call wie Put, verteuert. Zu beachten ist jedoch, dass sowohl bei Kauf als auch bei Verkauf doppelte Transaktionskosten anfallen. Zudem erleidet man den Zeitwertverlust bei zwei Scheinen und nicht nur bei einem. Der erwartete Kursausschlag muss also in aller Regel schon sehr stark und innerhalb kurzer Zeit erfolgen, um die Strategie rentabel zu machen. Die Grafik verdeutlicht das Prinzip des Long-Straddle.

Gewinn-Verlust-Profil des Long-Straddle

Long Straddle

Optionsschein und Anleihe

Eine völlig andere, in ihrem Wesen sehr einfache Möglichkeit besteht in der Kombination aus einem Optionsschein und einer Anleihe. Auch hierzu ein fiktives Beispiel:

100.000 Euro sind anzulegen. Es sollen keinesfalls Verluste entstehen, die Gewinnchance soll jedoch über den Marktzins (3 %) hinausgehen. Man kauft eine abgezinste Anleihe (1 Jahr) für 97.087,38 Euro (Rückzahlung nach 1 Jahr: EUR 100.000); mit den verbleibenden gut 2900 Euro kann man in Optionsscheinen spekulieren. Stellt sich die eigene Markterwartung als richtig heraus, kann die Gesamtperformance durch den Gewinn aus den Optionsscheinen erheblich gesteigert werden. Im schlimmsten Fall des wertlosen Verfalls der Optionsscheine erleidet man insgesamt keinen Verlust, da man nach 1 Jahr 100.000 Euro aus der Anleihe zurückerhält. Die Verzinsung der eingesetzten 100.000 Euro beträgt dann allerdings 0 %. Besteht man lediglich auf 95 % oder 90 % Kapitalgarantie, so lässt sich der Betrag für die Anleihe reduzieren (Auszahlung bei Fälligkeit 95.000 Euro oder 90.000 Euro) und es steht entsprechend mehr Kapital für die Spekulation zur Verfügung.

Statisches Hedging eines Aktiendepots

Abschließend will ich eine einfache Form des Hedgings (Absichern) eines Aktiendepots vorstellen. Dazu ist allerdings zu sagen, dass das Hedging sich nur bei relativ hohen Depotwerten wirklich lohnt und sich selbst unter professionellen Bedingungen schwierig gestaltet. Das folgende Beispiel ist stark vereinfacht. Insbesondere wird vorausgesetzt, dass sich der Wert des Aktiendepots insgesamt wie der DAX entwickelt.

Der DAX steht bei 7000 Punkten. Ein Depot deutscher Aktien im Wert von 500.000 Euro soll gegen Verluste abgesichert werden. Dazu werden Put-Optionsscheine auf den DAX benötigt. Dazu wähle ich At-the-money-Puts mit einem Bezugsverhältnis von 0,01 (100 Optionsscheine für 1 DAX), Kurs 1 Euro.

Die Anzahl der benötigten Scheine lässt sich über folgende Formel berechnen:

Anzahl Optionsscheine = (Depotwert / Basispreis ) / Bezugsverhältnis

7.150 Stück = (500.000 / 7000) / 0.01

Steigt der DAX nun um 20 % (auf 8400 Punkte), so erzielt das Depot ebenfalls einen Gewinn von 20 %, also 100.000 Euro. Die Optionsscheine verfallen wertlos. Der Einsatz von 7.150 Euro verringert den Gesamtgewinn auf 92.850 Euro.

Fällt der DAX dagegen um 20 % (auf 5600 Punkte), so verliert das Aktiendepot 100.000 Euro an Wert. Die Puts dagegen stehen bei mindestens 14 Euro (innerer Wert!), der Gewinn je Schein beträgt also 13 Euro. Die Puts erzielen einen Gewinn von (mindestens) 13 Euro x 7.150 Stück = EUR 92.950 und machen damit den Verlust des Depots von 100.000 Euro zum Großteil wieder wett. Man bezeichnet diese einfache Form des Hedgings als „statischen Hedge“.

Bewegt sich der DAX kaum, ist der Einsatz für die Puts allerdings ganz oder großteils verloren, während der Wert des Depots unverändert bleibt. Es kommt zu einem Verlust, der sich ohne Puts nicht einstellen würde. Außerdem fallen natürlich in jedem Fall zusätzliche Transaktionskosten an. Nachfolgende Grafik zeigt abschließend das Prinzip des statischen Hedge anhand der Zahlen des obigen Beispiels.

Statischer Hedge

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