Trade Idee: Welche Handelsansätze gibt es für Trader?

Es wird generell zwischen mechanischen und sogenannten diskretionären Handelsansätzen unterschieden, die im Folgenden dargestellt und diskutiert werden sollen. Ganz allgemein lässt sich zunächst feststellen: Mechanische Handelsansätze werden immer aufgrund von Berechnungen erstellt, während beim diskretionären Ansatz intuitive Aspekte, Erfahrungswerte und Chartformationen miteinander kombiniert werden und daraus Handelssignale abgeleitet werden.

Der mechanische Handelsansatz

Hierbei wird ein Signal (also ein Hinweis, ob eine Position eröffnet werden soll) ausschließlich auf Grundlage mechanischer Berechnungen erstellt. Mechanische Handelssysteme sind also nichts anderes als computergestützte Handelsprogramme. Mechanische Handelssysteme setzten sich mit zunehmender Weiterentwicklung von Computern Anfang der 80er Jahre an den Börsen durch. In den USA werden solche Systeme bereits seit Jahrzehnten professionell vermarktet, in Deutschland zeichnet sich seit Mitte der 90er Jahre eine parallele Entwicklung ab. Immer schnellere Rechner ermöglichten die Berechnung großer Datenmengen quasi in Sekundenschnelle, erlaubten daher die Verarbeitung von Daten und gleichzeitige Generierung von Handelssignalen.

Mechanische Handelssysteme bestehen aus sog. Indikatoren, denen mathematische Formeln zugrunde liegen. die Grundlage für die Berechnung dieser Formeln sind jeweils die Kurse des untersuchten Marktes. Bei Vorhandensein eines bestimmten Bedingungsgefüges im Markt wird ein Einstiegssignal kreiert. Die aufgeführten Aspekte sollen an einem einfachen mechanischen Handelssystem mit zwei gleitenden Durchschnitten verdeutlicht werden.

Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass folgendes Handelssystem ausschließlich dem Zwecke der Erläuterung dient und keine Aufforderung zum Handeln darstellt.

Ein Computerprogramm berechnet zwei gleitende Durchschnitte (GD) auf die Kursdaten eines zugrundeliegenden Marktes. Der erste GD (in der Grafik grün) stellt einen kurzfristigen Durchschnitt auf die Kurse, der zweite einen etwas längerfristigen Durchschnitt (in der Grafik rot) dar. In unserem Beispiel ist der zugrundeliegende Markt der DAX-Future.

Grafik mit Handelssignalen

Ein Handelssignal wird generiert, wenn folgendes Bedingungsgefüge zustande kommt:

  • GD 1 (grün) schneidet GD 2 (rot) von unten nach oben => KAUF-Signal
  • GD 1 (grün) schneidet GD 2 (rot) von oben nach unten => VERKAUF-Signal (siehe auch Grafik)

Dax-Future Chart

Um ca. 11 Uhr wird durch ein Schneiden der beiden Gleitenden Durchschnitte (grün und rot dargestellt) ein Handelssignal gemäß der formulierten Bedingungen generiert. Ein Ausstieg findet beim Auftreten eines Gegensignals statt, also kurz nach 16 Uhr. Gegen 19 Uhr ergibt sich noch einmal ein Kaufsignal.

Obgleich das System in Trendphasen sehr gut funktioniert, werden in Seitwärtsphasen viele Fehlsignale generiert, da sich die gleitenden Durchschnitte dauernd schneiden. Für eine ausgedehnte Konsolidierungsphase mit nur geringen Kursausschlägen wäre demnach ein solches System nicht geeignet. Natürlich ist das hier vorgestellte System nur ein sehr einfaches, es gibt wesentlich komplexere Systeme, bei denen eine Vielzahl an verschiedenen Indikatoren zur Signalgenerierung verwendet werden.

Vorteile und Nachteile mechanischer Systeme

Die Vorteile mechanische Systeme gegenüber diskretionären Tradingansätzen sind in der Eindeutigkeit ihrer Signale begründet. Die Faktoren, welche zur Generierung von Signalen führen, sind immer genau gleich und frei von emotionalen Einflussgrößen, die zum Beispiel einen entscheidenden Einstieg in den Markt verzögern können (etwa wegen zuvor erlittenen Verlusten). Der Nachteil von mechanischen Handelssystemen besteht darin, dass sie sich nicht auf veränderte Märkte anpassen können. Während die Bedingungen für die mechanische Generierung eines Handelssignals immer gleich sind, verändern sich Kursverläufe von Märkten. Märkte sind dynamisch und verändern sich in ihren Kursmustern. Es fließt kein menschlicher Verstand in Handelsentscheidungen ein, sondern nur eine in der Vergangenheit definierte Konstellation mathematischer Bedingungen. Da Märkte aber zum großen Teil durch die Psychologie ihrer Teilnehmer gesteuert werden und damit auch von einer Vielzahl an psychologischen oder sogar emotionalen Einflussfaktoren dominiert sind, können rein mechanische Handelssysteme während bestimmter Perioden der Marktsituation nicht angepasst sein.

Es bleibt festzuhalten, dass ein mechanisches Handelssystem nicht im Umfang des menschlichen Gehirnes wahrnehmen und den Markt bewerten kann. Aus diesem Grunde muss bei Verwendung mechanischer Handelssysteme mit höheren Verlustphasen als bei sogenannten diskretionären Systemen gerechnet werden.

Literatur zu diesem Thema steht mittlerweile in ausreichendem Umfang in deutscher Sprache zur Verfügung, sowohl zu mathematisch exakter Beschreibung und ausführlicher Bewertung mechanischer Handelssysteme oder zu verschiedenen Indikatoren.

Hier eine Auswahl zum Weiterlesen:

Diskretionäre Handelsansätze

Charakteristisches Merkmal für diskretionäre Handelsansätze ist, dass eine Signalgenerierung nicht auf Basis mathematischer Formeln also zu berechnender Indikatoren stattfindet, sondern aufgrund von Chartformationen, kombiniert mit intuitiven Aspekten. Das menschliche Gehirn ist in der Lage, sehr viele Einflussfaktoren, u.a. auch psychologische Aspekte, wahrzunehmen und in Handelsentscheidungen einfließen zu lassen. Es wäre nicht möglich, einen Computer so komplex zu programmieren, dass er in der Lage wäre, alle diese Faktoren zu berücksichtigen – gerade weil nicht nur rein mathematische Indikatoren verwendet werden. Das menschliche Gehirn ist in der Lage, signifikante Punkte in Märkten, die bestimmten Stützungs- und Widerstandsbereiche darstellen, zu erkennen. Viele der bekannten erfolgreichen Trader behaupten übrigens, mit einer diskretionären Strategie insgesamt erfolgreicher gewesen zu sein als mit rein mathematisch generierten Handelssignalen.

Der Vorteil der diskretionären Methode liegt in ihrer umfassenden Flexibilität. Gegenüber einem rein mechanischen System, welches beispielsweise bestimmte Bereiche nicht als signifikant identifizieren kann, lassen sich oftmals ‚intelligentere‘ Einstiegspunkte wählen. Natürlich bedarf es einer gewissen Markterfahrung, um solche Ansätze profitabel zu handeln. Gerade weil nicht mit einer einfachen „wenn dann“-Bedingung gearbeitet wird, bleibt dem Trader immer ein gewisser Entscheidungsspielraum, ein Signal nicht zu handeln. Die Gefahr hierbei ist, dass praktisch immer Gründe bzw. Ausreden quasi „herbei argumentiert“ werden können, eine Position nicht einzugehen, die eigentlich den festgelegten Kriterien entsprochen hätte. Hat ein Trader beispielsweise bereits drei Verluste hintereinander erlitten, könnte er oder sie dazu tendieren, Gründe zu suchen, sich nicht noch ein viertes Mal im Markt engagieren zu müssen, aus Angst vor Verlusten. Ein mechanisches System gibt klar und eindeutig Handelssignale vor – es mag sich trivial anhören – jedoch muss man bei der Generierung mechanischer Signale nicht nachdenken und abwägen, denn der Trader hat hierbei „nur“ die Funktion des ausführenden Organs, nicht die eines Entscheidungsträgers.

Es wird deutlich, dass eine diskretionäre Methoden bestimmte Stützungs- und Widerstandspunkte des Marktes mit einbeziehen, was ein mechanisches System nicht immer leisten kann. Dafür muss der Trader als Entscheider agieren. Er muss sich auf seine Intuition verlassen und muss das handeln, was er sieht. Dieses kann manchmal jedoch wesentlich schwieriger sein, als lediglich die Entscheidung eines Handelsprogrammes zu „befolgen“.

Literatur zum Weiterlesen:

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