Gleitender Durchschnitt

Der gleitende Durchschnitt ist ein Trendindikator in der Chartanalyse. Um die Kursbewegungen von Aktien einheitlicher und übersichtlicher zu gestalten, wird ein gleitender Durchschnitt errechnet. Er errechnet sich als Durchschnitt der Einzelwertstände einer bestimmten Anzahl vorausgegangener Tage (z. B. 200, 90, 30 Tage). Dadurch erfolgt eine mehr oder weniger starke Glättung einer Kurszeitreihe, die die kurzfristige Tendenz des zugrunde liegenden Wertes untersucht. Er wird als Linie in einen Chart eingezeichnet. Je länger der gewählte Zeitraum ist, desto träger reagiert der gleitende Durchschnitt. Daher sind die gängigsten Betrachtungszeiträume sind 90 oder auch 200 Tage. Aus den Schnittpunkten vom gleitenden Durschnitt und fortlaufender Notierung lassen sich Kauf- oder Verkaufssignal ablesen.

Nach außergewöhnlich guten Ergebnisse in den siebziger Jahren mit weltweit stark ausgeprägten Markttrends entwickelte sich eine Vielzahl von computergestützten Handelssystemen auf Basis des gleitenden Durschnitts. Somit repräsentiert der gleitende Durchschnitt eine Glättungslinie, die (in Abhängigkeit ihres Berechnungszeitraums) den vorherrschenden Trend definiert. Handelssignale werden generiert, wenn entweder der Kursverlauf des Basistitels den gleitenden Durchschnitt kreuzt, bzw. verschiedene gleitende Durchschnitte mit unterschiedlichen Berechnungszeiträumen sich überkreuzen. Der Begriff „Gleitender Durchschnitt“ drückt die beiden wichtigsten Eigenschaften des Indikators aus.

Durchschnitt heißt, dass über eine bestimmte Anzahl von Tagen ein Mittelwert der Kurse gebildet wird. Gleitend drückt aus, dass die Berechnung mit jedem neuen Kurs um einen Tag nach vorne verschoben wird, der bis dahin letzte Kurs fällt also aus der Berechnung hinaus. Der Mittelwert ist natürlich im wahrsten Sinne des Wortes „trendfolgend“, daher ist der gleitende Durchschnitt natürlich der einfachste (und wohl auch wichtigste) aller Trendfolger. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr verschiedene Berechnungsarten für den gleitenden Durchschnitt eingeführt, unter anderem die gewichtete, geometrische und exponentielle Berechnung.

Hinzu kamen weitere Ideen, wie etwa der horizontale oder vertikale Versatz. Ein aufwärts gerichteter gleitender Durchschnitt zeigt einen Aufwärtstrend an, ein abwärts gerichteter einen Abwärtstrend, was sich aus der Grundidee der Glättung ergibt. Grundlegend ist zu sagen, dass gleitende Durchschnitte mit zunehmendem Berechnungszeitraum immer träger werden, kürzere Berechnungszeiträume liefern also schneller ein neues Signal. In Börsenphasen mit kurzen Trends ist es daher sinnvoll, kürzere Zeiträume zur Berechnung zu wählen.

In Börsenphasen mit starken Trends sollten dagegen längere Zeiträume benutzt werden. Nachteil an kurzen Berechnungszeiträumen ist, dass es häufig zu Fehlsignalen kommt, während bei einem langen Berechnungszeitraum die Signale häufig erst kommen, wenn schon ein großer Teil der Kursbewegung nach oben oder unten bereits gelaufen ist. Wie die Berechnung des gleitenden Durchschnitts ist auch die Interpretation sehr vielfältig.

Die Standardinterpretation ist der Schnitt des gleitenden Durchschnitts mit dem zugrunde liegenden Kursverlauf. Der Schnitt von unten nach oben liefert ein Kaufsignal, ein Schnitt von oben nach unten ein Verkaufsignal. Da es bei dieser Vorgehensweise oftmals zu Fehlentscheidungen kommt, setzen viele Analysten gerne auch Filter ein. Ein typischer Filter ist etwa, dass ein Prozentsatz (etwa 2 % oder 3 %) definiert wird, um den der gleitende Durchschnitt durchbrochen wird.

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