Optionspreistheorie

Die Optionspreistheorie befasst sich mit der Ermittlung des theoretisch fairen Preises für eine Option. Hinter dem mathematischen Konzept des fairen Preises steht die Vorstellung eines ausgewogenen Verhältnisses von Chancen und Risiken für den Investor. Eine unterbewertete Option bietet dem Investor per Saldo mehr Chancen als Risiken, während für eine überbewertete Option genau das Gegenteil zutrifft.

Bisher wurden die verschiedenen Einflussgrößen und ihre Wirkung auf den Optionsscheinpreis isoliert dargestellt. Optionspreismodelle, wie z. B. das Black & Scholes Modell, verknüpfen diese Einflussfaktoren zur Ermittlung eines theoretisch „fairen“ Optionsscheinpreises (Fair Value).

Die Preisfindung des Black & Scholes Modells fußt auf dem Gedanken eines risikolosen Arbitrageportfolios, mit dem es möglich ist, eine Option zu duplizieren. Der Fair Value entspricht folglich den mit einem solchen Arbitrageportfolio verbundenen Produktionskosten für eine Option.

Von den in die Preisbildung des Black & Scholes Modells eingehenden Faktoren – aktueller Kurs des Basiswertes, Basispreis, Restlaufzeit, Volatilität des Basiswertes und risikoloser Zinssatz – ist die zukünftige Volatilität die einzige Größe, die als Schätzgröße in die Optionspreisformel eingeht, da sie zum Zeitpunkt der Preisermittlung unbekannt ist. Die historische Volatilität kann hierbei lediglich einen Anhaltspunkt liefern.

Möchte sich der Anleger tatsächlich nur an einer einzigen Kennziffer orientieren – und damit bewusst auf einen Teil der verfügbaren Informationen verzichten, dann bietet sich der faire Preis als Kennziffer an. Der Anleger kann mit Hilfe des „Fair Value“ sofort erkennen, ob der angebotene Schein der Optionspreistheorie nach überbewertet, sprich zu teuer ist, (Optionsscheinpreis > Fair Value), fair bewertet ist (Optionsscheinpreis = Fair Value) oder unterbewertet ist (Optionsscheinpreis < Fair Value).

Der faire Preis und damit assoziierte Konzepte sollten deshalb von jedem Investor als Richtschnur beim Treffen von Anlageentscheidungen im Optionsscheinmarkt berücksichtigt werden. Für europäische Calls und Puts kann sich eine Verlängerung der Laufzeit paradoxerweise negativ auswirken. Dieser Effekt ist ganz allgemein um so stärker, je weiter die Option im Geld ist.

Optionspreismodelle werden auch zur Berechnung der impliziten Volatilität herangezogen. Die implizite Volatilität ist das Maß für die erwartete Preisfluktuation des Basiswertes, das aufgrund der aktuellen Marktpreise und nicht aufgrund historischer Daten über die Preisfluktuationen des Basiswertes berechnet wird. Die implizite Volatilität stellt damit eine Art gemeinsamen Nenner für verschiedene Optionsscheine einer Serie dar.

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