Anleger, Spekulanten, Zocker, Hobby-Börsianer, Profis, Einsteiger oder wie sie sich sonst noch so nennen – alle hoffen irgendwie auf das große Geld, zumindest aber auf eine gute Rendite. Anfangs stellen sich meist auch recht schnell Erfolge ein und machen Mut. Genauso schnell sind aber auch die ersten Fehler gemacht. Und die müssen dann meist ziemlich teuer bezahlt werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass du am Anfang nicht selten mehr Geld zunichte machst als die ersten Erfolge eingebracht haben.
Natürlich habe auch ich kein Patentrezept für Börsengewinne, das hat jetzt auch sicher niemand wirklich erwartet, oder? Wie auch, denn wenn alle Anleger immer nur gewinnen würden, dann könnte die Börse ja gar nicht funktionieren. Trotzdem sind die schlimmsten Fehler fast immer die gleichen und zumindest diese kannst du vielleicht in Zukunft vermeiden.
Als kleine Hilfe für den Anfang gibt es deshalb hier eine Auflistung häufig begangener Fehler die ich aus verschiedenen Quellen zusammengetragen habe (allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit) und jeweils einen schlauen Tipp wie du diese möglichst vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Fehler: Selbstüberschätzung
- 2 2. Fehler: Blindes Vertrauen in Empfehlungen
- 3 3. Fehler: „Wild“ drauf los kaufen
- 4 4. Fehler: „Blindes“ Nachkaufen
- 5 5. Fehler: Springen zur nächsten Aktie
- 6 6. Fehler: Fehlende Informationen
- 7 7. Fehler: Erfolgsdruck
- 8 8. Fehler: Trends vernachlässigen
- 9 9. Fehler: Falsche Hoffnung
- 10 10. Fehler: Ungeduld
- 11 Zusammenfassung
1. Fehler: Selbstüberschätzung
Der Einstieg in die Börsenwelt sollte erst einmal recht vorsichtig und mit möglichst geringem Risiko erfolgen. Auch wenn du dich schon gut gerüstet für das erste Geschäft fühlst, kann es sinnvoll sein zuerst einige Test-Geschäfte zu tätigen.
Ganz besonders gut funktioniert das, indem du dir sozusagen nur gedanklich ein Depot aufbaust, dieses aber trotzdem an deinen realen Mitteln orientierst. So kannst du testen, ob du mit deinen eigenen Einschätzungen und Strategien gut gelegen hast oder diese doch noch grundlegend geändert werden müssen. Der große Vorteil dabei ist, dass du deine Fehler nicht sofort mit deinem eigenen Geld teuer bezahlen musst.
Das Verständnis für die Zusammenhänge an der Börse kannst du auch ohne oder zumindest mit geringem finanziellen Risiko erarbeiten. Dabei gewinnst du schrittweise einen Überblick über das Marktgeschehen und kannst zu gegebener Zeit besser in das echte Geschehen einsteigen.
Konsequenz: Schrittweise vorgehen
2. Fehler: Blindes Vertrauen in Empfehlungen
Jeder „Neueinsteiger“ wird die folgende Situation kennen. Ein Bekannter, der angeblich schon des öfteren phantastische Gewinne erzielte und somit scheinbar auch etwas Ahnung von der Materie hat, gibt einen sicheren Tipp mit dem in wenigen Tagen viel Geld verdient werden kann. Und gerade Neulingen erscheint es dann oft am einfachsten, den Tipps von „selbsternannten“ Experten oder Bekannten und Verwandten zu folgen.
Dabei sind diese Tipps (wenn es sich denn wirklich um solche handelt) jedoch im allgemeinen auch anderen Akteuren am Markt bekannt und deshalb oftmals in den Kursen schon vorweg genommen. Und nicht selten werden solche Tipps sogar aus eigenem Interesse weitergegeben oder es wird versucht damit Kurse zu manipulieren, um selbst günstig kaufen bzw. verkaufen zu können. Anleger, die dann trotzdem blind aufgrund solcher Tipps handeln, laufen ähnlich wie die „Lemminge“ hinter dem Kurs hinterher. Deshalb solltest du dir immer erst einmal die Hintergründe einer Empfehlung anschauen und nach Möglichkeit prüfen, ob ein fundierter Grund zugrunde liegt oder ob nur Stimmung gemacht werden soll. Triff eine Entscheidung lieber erst, nachdem du dir selbst ein Bild gemacht hast.
Konsequenz: Immer selbst eine Meinung bilden
3. Fehler: „Wild“ drauf los kaufen
Angenommen du hast dir nun eine eigene Meinung gebildet, du hast dich für einen Wert, den du für aussichtsreich hältst entschieden und möchtest ein Geschäft wagen. Doch auch jetzt ist weiterhin Vorsicht angebracht. Du solltest nicht alles zusammenkaufen was du gerade entdeckt hast und dabei dein gesamtes Kapital investieren. Als Anleger solltest du sowieso immer etwas Geld bereithalten, da du wahrscheinlich niemals weißt, was sich in nächster Zeit noch für Chancen ergeben.
Und vor dem Kauf solltest du dir wenigstens ein paar Gedanken über die Zusammensetzung deines Depots machen. Es sollte möglichst nicht nur auf eine Branche oder sogar Aktie beschränkt sein, da dann in der Regel das Risiko viel zu hoch ist. Allerdings solltest du dich ebenso wenig mit zu vielen Werten „verzetteln“.
In der ausgewogenen Mischung des Depots liegt die Kunst eines Anlegers, denn wenn man sein Geld z. B. in Aktien verschiedener Länder streut, kann man das Risiko stark einschränken und verliert trotzdem meist nur wenig an Performance.
Konsequenz: Depot strukturieren und finanzielle Reserven einkalkulieren
4. Fehler: „Blindes“ Nachkaufen
Wenn man beim Roulette verliert, setzt man „einfach“ noch mal mit einem höheren Einsatz auf die gleiche Zahl. Irgendwann muss man dann nach dem Gesetz der Serie ja auch einmal gewinnen. So denken zumindest einige Zockernaturen. Doch das funktioniert leider nicht immer, denn meist geht einem schon vorher das Geld aus.
Auch an der Börse wird viel zu oft einfach blind nachgekauft, wenn die Kurse stark abgesackt bzw. gestiegen sind. Das wird dann nochmals und nochmals getan, denn schließlich muss es ja irgendwann einmal eine Wendung geben. Doch bevor du erneut gutes Geld investierst solltest du erst überprüfen, warum du seinerzeit nur mit einem kleineren Betrag eingestiegen bist und erst dann entscheiden, ob es sinnvoll ist, noch weiteres Geld zu investieren.
Konsequenz: Jedes einzelne Geschäft separat prüfen
5. Fehler: Springen zur nächsten Aktie
Viele Anleger trennen sich nur schwer von ihren Aktien. Vielleicht kennst du das ja auch aus eigener Erfahrung? Und wenn schon, dann muss möglichst sofort gleichwertiger Ersatz her. Denn hat man erst einmal zweistellige Gewinne eingefahren, dann möchte man sich nicht mehr mit mageren Sparbuchzinsen zufrieden geben.
Doch die Börse ist keine Einbahnstraße und kennt nicht nur den Weg nach oben. Wer immer voll investiert ist und ständig von einem aussichtsreichen Wert zum nächsten noch viel aussichtsreicheren Wert springt, der läuft Gefahr, die erzielten Gewinne in einer Baisse schnell wieder zu verlieren. Und spätestens dann erscheint plötzlich auch das Sparbuch wieder als sehr attraktive Anlage. Also solltest du immer finanzielle Reserven halten. Das Verhältnis von Bargeld zu investiertem Kapital sollte sich dabei flexibel nach der eigenen Einschätzung des Marktes richten. Nicht selten halten auch Profis mal 80 Prozent Bargeld oder mehr, wenn ein Abschwung zu befürchten ist. Und bei volatilen Märkten darf es auch ruhig etwas mehr sein.
Konsequenz: Rechtzeitig flüssige Mittel bilden
6. Fehler: Fehlende Informationen
Piloten haben ein Radar im Flugzeug, kaum ein Autofahrer tritt seine Fahrt ohne Karte oder Atlas an und auch Anleger sollten sich niemals einen Blindflug zumuten. Deshalb solltest du schon vor dem Kauf wissen, wo du Informationen zum Geschäftsverlauf einer Gesellschaft bekommst und vor allem, wo du den Kurs verfolgen kannst. Denn was für den Piloten das Radar, ist für den Anleger der Ticker, was für den Autofahrer die Karte, ist für den Börsianer die Zeitung.
Was hast du von dem aussichtsreichsten Nischenwert, wenn du nicht weißt ob sie schon reich, noch reich oder schon wieder pleite sind? Die meisten Informationen bekommst du (und das auch noch kostenlos) im Geschäftsbericht einer Firma. Kurse größerer Unternehmen lassen sich am besten verfolgen, denn über diese wird auch in Funk, Fernsehen und der Presse berichtet. Aber durch Videotext und ganz besonders das Internet lassen sich inzwischen auch weitaus kleinere und exotischere Werte als früher verfolgen. Und das vor allem noch viel aktueller, teilweise sogar in Echtzeit. Und ganz besonders im Aktiengeschäft gilt: Information ist alles.
Konsequenz: Ständig aktuelle Informationen und Kurse sicherstellen
7. Fehler: Erfolgsdruck
Selbst die Experten von Vermögensverwaltungen und die Manager von Investmentfonds kämpfen Jahr für Jahr hart, um den Index zu schlagen, oft genug haben selbst sie Probleme, die Performance dieser Benchmarks überhaupt zu erreichen. Wer sich deshalb von Erfolgsmeldungen anderer selbst unter Druck setzen lässt, hat Mühe einen klaren Kopf zu behalten. Oft wird dann schnell das Depot mit Optionsscheinen bestückt oder gar auf Kredit gekauft, denn man möchte den Profis und vor allem den eigenen Vorgaben ja nicht nachstehen.
Doch nicht erst seit Nick Leeson weiß man, dass der unbekümmerte Einsatz von Derivaten oder Geschäfte mit geliehenem Geld ein schneller Weg zum Ruin sein kann. Deshalb solltest du dich selbst immer wieder zur Bescheidenheit mahnen und nur in Papieren anlegen, bei denen du dich selbst auch auskennst. Risikopapiere sind lediglich zur Beimischung geeignet und der Kauf auf Kredit nur im Einzelfall sinnvoll. Denn schließlich geht es ja um dein eigenes Geld.
Konsequenz: Klein anfangen und überlegt handeln
8. Fehler: Trends vernachlässigen
„Never catch a falling knife“, wer hat diese Börsenweisheit nicht schon einmal gehört? Wenn der Kurs einer Aktie, die du schon lange kaufen möchtest, sehr stark fällt, so solltest du zuerst Geduld zeigen und ruhig einmal eine Bodenbildung abwarten. Genau das sagt auch die alte Börsenweisheit. Meist fällt der Kurs einer stark fallenden Aktie noch etwas weiter als du es zunächst vermutest. Und auch wenn der Tiefpunkt erreicht scheint, ist es sinnvoll zumindest noch solange zu warten, bis wieder ein aufsteigender Trend erkennbar ist. Erst jetzt solltest du in diesen positiven Trend hinein kaufen, denn dann ist eine weitere positive Entwicklung um ein Vielfaches wahrscheinlicher.
Gerade wenn du von einer Aktie grundlegend überzeugt bist, solltest du den billigeren Kursen nicht lange nachtrauern, da du meist sowieso nicht den absoluten Tiefstand erwischst. Und gerade bei Wachstumswerten, die erfahrungsgemäß besonders stark schwanken, kannst du lange darauf warten.
Konsequenz: Auf den Trend achten und nicht sofort in fallende Kurse einsteigen
9. Fehler: Falsche Hoffnung
Trotz noch so sorgfältiger Auswahl kann es passieren, dass der Wert den du gekauft hast fällt. Doch manche Anleger verkaufen das Papier dann deswegen nicht, weil sie dadurch einen geringen Verlust in Kauf nehmen müssten. Aber selbst bei einem Jahrestiefkurs muss noch lange nicht Schluss sein. Erst nachdem der Kurs schließlich noch weiter gefallen ist, geben diese Anleger irgendwann entnervt auf und müssen nun ein viel dickeres Minus als vorher akzeptieren.
Das soll natürlich nicht heißen, dass du gleich bei den ersten Anlaufverlusten verkaufen sollst. Zu beachten ist vielmehr ob es sich um eine solide Aktie handelt, die aufgrund übertriebener Reaktionen oder vorübergehender Tatsachen fällt, oder um einen spekulativen Nebenwert, bei dem noch einiges im Dunkeln liegen könnte. Und bei letzterem solltest du dann doch besser schnell verkaufen.
Aber egal wofür du dich entscheidest, zumindest ein Stop-Loss-Limit empfiehlt sich, um die Verluste in Grenzen zu halten. Eine derartige Verlustbegrenzung sollte bei ca. 20 % Verlust einsetzen.
Konsequenz: Rechtzeitig Verluste begrenzen
10. Fehler: Ungeduld
Es gibt Anleger, die freuen sich schon über 10 % Gewinn derart, dass sie gleich wieder verkaufen und damit den anderen die weiteren Gewinne überlassen. Denn obwohl sich die Aktie gerade im Aufwärtstrend befindet, wird einfach viel zu früh verkauft.
Doch nur selten kommt es zu einer abrupten Trendumkehr und deshalb gilt auch hier wieder eine alte Börsenweisheit – „Gewinne laufen lassen“. Auf jeden Fall solltest du ein eventuell anfänglich gesetztes Kursziel in einem solchen Fall noch einmal überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Falls die erneute Überprüfung allerdings keine weiteren Steigerungen erwarten lässt, dann solltest du natürlich schon verkaufen und lieber die zwar recht kleinen aber immerhin realen Gewinne mitnehmen, denn eines gilt auch hier, die Höchstkurse erwischt man ebenfalls so gut wie niemals.
Konsequenz: Gewinne laufen lassen
Zusammenfassung
- Regel: Schrittweise vorgehen
- Regel: Immer selbst eine Meinung bilden
- Regel: Depot strukturieren und finanzielle Reserven einkalkulieren
- Regel: Jedes einzelne Geschäft separat prüfen
- Regel: Rechtzeitig flüssige Mittel bilden
- Regel: Ständig aktuelle Informationen und Kurse sicherstellen
- Regel: Klein anfangen und überlegt handeln
- Regel: Auf den Trend achten und nicht sofort in fallende Kurse einsteigen
- Regel: Rechtzeitig Verluste begrenzen
- Regel: Gewinne laufen lassen