Im Artikel: „Nach welchen Kriterien sollte ich meine Anlagestrategie entwickeln?“ konntest du deinen Anlegertyp feststellen. Jetzt erfährst du, unter welchen Werten du auswählen solltest. Denn nur, wenn man mit einer Geldanlage ruhig schlafen kann, hat man die richtige Wertewahl getroffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1.) Konservative Werte
- 2 2.) Spekulative Werte
- 3 3.) Hochspekulative Werte
- 4 4.) Lotterieähnliche Werte
- 5 5.) Sonderkategorie: Außerbörsliche Werte
- 6 Orderfehler die immer wieder gemacht werden
- 7 Wie recherchiert man Werte?
- 8 Warum dir richtigen Limit so verdammt wichtig sind
- 9 Warum gestaffelte Limits sinnvoll sein könnten
- 10 So findest du den richtigen Ausstiegszeitpunkt
1.) Konservative Werte
Große Standard-Aktien wie IBM, DaimlerChrysler, Deutsche Bank, also die meisten DAX– und MDAX-Werte sowie internationale „Blue Chips“ (= Weltkonzerne) sind vom Anlagetyp her konservativ. Die Gefahr eines Totalverlustes und die Kursschwankungen sind relativ gering.
In solche Werte kann man als Anfänger ohne großes Risiko aber bei zumindest langfristig guten Renditen investieren.
2.) Spekulative Werte
Fast alle deutschen Nebenwerte sind spekulativ, weil sie stärker schwanken können, vor allem der Neue Markt mit seinen Kurssprüngen. Hier kann es schon einmal zu 20, 30 oder sogar 50 Prozent Gewinn oder Verlust binnen Stunden kommen.
In diese Aktien sollte man nicht alles hineinstecken und sie vor allem nicht aus dem Auge lassen. Gute Nerven sind nützlich, denn vorübergehende Verluste sind auch bei guter Auswahl hier immer möglich. Langfristig können diese Anlagen stolze Gewinne bringen.
Für Anleger, die ihr Depot nicht ständig beobachten sind diese beiden Wertekategorien mit guter Renditechance (mit DAX-Werten sind gelegentlich auch 50 Prozent im Jahr möglich) sicherer, als diese:
3.) Hochspekulative Werte
Werte mit sehr hohen Schwankungen und hohen Bewertungen sind hochspekulativ. Sie sind meist sehr markteng und reagieren auf Meldungen mit heftigen Kursausschlägen. Technologie- oder Telekommunikationsaktien sind das beste Beispiel. Selbst bei den Großen der Branche sind Kurssprünge von mehr als 10 Prozent am Tag normal.
Bei diesen Aktien sind Verluste ab 30 Prozent einzuplanen. Deshalb muss man sie täglich beobachten und sich ständig über das Unternehmen informieren. Man sollte niemals das komplette Vermögen in hochspekulative Werte investieren. Als Beimischung sind sie jedoch unter Umständen geeignet.
4.) Lotterieähnliche Werte
Aktien von Unternehmen, die von der Insolvenz bedroht sind oder ausländische Nebenwerte, die durch Gerüchte hochgejubelt worden sind, gehören zu den lotterieähnlichen Werten. Bei Konkurs oder wenn Gerüchte in die Welt gesetzt werden, ist bei den meisten dieser Klasse ein Totalverlust oder ein Verlust ab 30 – 50 Prozent möglich. Anfänger sollten davon die Finger lassen, denn selbst für Profis sind diese Werte „heiße Eisen“.
Fazit: Es ist ratsam, zumindest eine gewisse Basis des Depots in „sichere“ (=konservative) Werte zu stecken, damit ein langfristig gesicherter Vermögenszuwachs vorhanden ist. Je nach Risikobereitschaft und Engagement kann ein Teil des Depots in riskantere Werte investiert werden, keinesfalls aber mehr als 1 oder 2 Werte aus der letzten Kategorie (und auch das „mehr zum Spaß“), maximal die Hälfte des Depots in Werte ab der Kategorie spekulativ.
Alles darüber ist im Sinne einer halbwegs vernünftigen Chance-/ Risiko-Abwägung für unerfahrene Anleger nicht mehr zu verantworten.
5.) Sonderkategorie: Außerbörsliche Werte
Man unterscheidet zwischen im Börsenhandel gehandelten und nicht notierten Werten (z. b. „OTC BB“-Werte aus den USA). Es gilt: Äußerst vorsichtig agieren!. Die Risiken sind durch die sehr unsichere Bewertungshöhe schwer zu kalkulieren, außerdem sind meist kaum definitive Fakten zu bekommen, außer vom Unternehmen selbst.
Deshalb nur sehr kleine Depotanteile in diese chancenreich-/ riskanten Werte stecken. Vor allem die schwere Veräußerbarkeit ist im Notfall ein großes Problem, da kaum Umsatz stattfindet, ohne Notiz müsste man selber einen Käufer suchen, was in beiden Fällen kaum einschätzbare Kurse bedeuten kann.
Orderfehler die immer wieder gemacht werden
- „Heiße Tipps“ mitkaufen: Regel Nr.1: Unbedingt vorher selbst recherchieren, nicht erst kaufen und dich dann besorgt fragen, ob die Order sinnvoll war oder warum der „heiße Tipp“ plötzlich eine eiskalte Fehlinvestition war. Ob Analyst, Bankberater, Börsenkenner oder Experte – jeder kann sich irren (oder andere Absichten für eine „heiße Empfehlung“ haben!).
- Impulsive Kaufentscheidungen: Niemals aus einem Impuls heraus investieren, vor allem, nachdem der Kurs bereits stark angesprungen ist. Wenn man dem Kurs hinterherläuft, ist die Gefahr eines Rückschlages sehr hoch, zumindest kurzfristig werden fast immer Verluste eintreten. Steile Anstiege sind oft Eintagsfliegen. Das Hinterherlaufen ist riskant. Fast immer kommt ein Rückschlag, der genug Zeit für ein Nachforschen gibt, ob das erwartete Potential tatsächlich vorhanden ist oder ob es nur eine Luftblase ist.
- Zu hohe Anteile in den Wert stecken: Auch wenn man absolut überzeugt von einem Wert ist, sollte man nie zu hohe Prozentanteile auf diesen Wert setzen. Ein Irrtum kann teuer werden. Außerdem sollte man sich nie in einen Wert „verlieben“.
Wie recherchiert man Werte?
Man sollte sich den Wert vor Investition unter fundamentalen Gesichtspunkten ansehen. Auch wenn sich das KGV zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Marksegmenten (z. B. Neuer Markt, Nasdaq) in scheinbar anderen Regionen bewegt, ist dieser leicht bestimmbare Wert ein Anhaltspunkt dafür, wie teuer ein Wert ist im Vergleich mit dem erwarteten langfristigen (ab 3 Jahre) Gewinnwachstum.
Die Faustregel: „KGV geteilt durch Gewinnwachstum ist kleiner als 1“ ist dabei eine gewisse Hilfe, wenn man den Wert über einige Jahre hinweg beobachtet. Eine einfache Überlegung könnte helfen: Ist mein Wert ein erheblich höheres KGV wert, beispielsweise das Doppelte? Wenn ja, dann lohnt eine nähere Betrachtung; wenn nein, vergiss ihn.
Wenn man sich für einen Wert entschieden hat, wird die Order aufgegeben. Dabei ist der bisherige Kursverlauf äußerst wichtig: Zeigt er einen Abwärtstrend und man ist auf kurzfristige Gewinne aus, sollte man eine Bodenbildung oder einen Ausbruch abwarten. Wenn nichts gegen einen Einstieg spricht, kann man auch für langfristige Anlagen kaufen, wobei man nur Teilpositionen aufbauen sollte, um eventuell billiger nachkaufen zu können.
Nach einem steilen Anstieg einzusteigen, ist sehr riskant. Man weiß nie, ob es noch weitergeht oder vorher ein Rückschlag einsetzt. Sicherheitshalber sollte man eine Bodenbildung abwarten, das heißt lieber zu einem etwas höheren Kurs auf gesichertem und festen Niveau einsteigen, als das Risiko einzugehen, größere Buchverluste einzufahren. Falls sich der Kurs in einem Aufwärtstrend (kontinuierliche Entwicklung seit mehreren Wochen oder Monaten.) befindet, sollte man das Limit nicht zu tief setzen, da man sonst meistens dem Kurs nachschauen muss.
Warum dir richtigen Limit so verdammt wichtig sind
Ein klar überlegtes Limit ist (fast) immer zu setzen. Bei liquiden (= viel gehandelten) DAX-Werten ist es nicht unbedingt notwendig. Bei Nebenwerten, z. B. im MDAX, kann man so erheblich teurere Käufe als geplant vermeiden. Das Limit sollte sich auf Bewertung und Kursverlauf begründen.
Dieses Limit sollte so gesetzt werden, dass ein Überschreiten eine höhere Bewertung darstellt, als man selbst dem Wert im Moment zugestehen will. Wenn der Wert unterbewertet ist, heißt das aber nicht, dass man das Limit beim fairen Kurs ansetzt, der möglicherweise viel höher liegt.
In diesem Fall schaut man sich den Kursverlauf an, vor allem die Volatilität und die Bewegungsrichtung der letzten Tage spielt eine Rolle. Wenn der Wert zu Tagesschwankungen über 10 Prozent neigt, aber in den letzten Tagen seitwärts lief, reicht zum sicheren Einstieg ein Limit auf Vortagsschluss-Niveau oder sogar darunter. Noch sicherer wird dieser, wenn man morgens den ersten Kurs abwartet, um den ungefähren Kursverlauf besser abzuschätzen, also stärkere Anstiege gleich erkennen kann und eventuell noch abwartet oder das Limit knapp darüber plaziert.
Bei steigenden Kursen empfiehlt sich ein Limit knapp über dem letzten bekannten Kurs. Die genaue Höhe richtet sich nach der Volatilität. Steigen die Kurse über Nacht deutlich an, so ist ein Nachlaufen riskant, aber zum sicheren Einstieg muss das Limit entsprechend hoch angesetzt werden, ansonsten kann man nur auf einen Rückfall unter das Limit hoffen.
Bei fallenden Kursen ist ein Limit knapp unterhalb des aktuellen Kurses ebenfalls meistens der Ausführung sicher, man sollte aber etwas Geduld haben, aber nicht zu lange mit einer nötigen Erhöhung warten, falls der Kurs den Abwärtstrend nach oben verlässt.
Als verlustintensiv könnte nach einem überraschend hohen Erstkurs die Erhöhung des Limits „im Kopf“ sein – die Entscheidung über den Wert der Aktie muss vorher feststehen. Wenn der Wert sich nur wenig bewegt, kann man das Limit erheblich dichter an den letzten Kurs setzen. Das verhindert das Ausreißen nach oben und zu hohe Einstiegskurse.
Warum gestaffelte Limits sinnvoll sein könnten
Wer größere Summen (> 5.000 Euro) in einen Wert investieren will, sollte mit gestaffelten Limits arbeiten. Das heißt, z. B. ein Limit auf ein Drittel der gewünschten Position auf Basis des Schlusskurses vom Vortag setzen, ein weiteres für ein Drittel wenige Prozent darunter, um Schwankungen innerhalb des Tages optimal zu nutzen und den Rest entweder für Nachkäufe aufsparen, falls der Kurs kräftiger nachgibt, oder direkt ein Limit beispielsweise 10 Prozent unter den letzten Kurs setzen, um den Einstiegspreis zu verbilligen, falls es zu Ausschlägen nach unten kommt. Auf jeden Fall sollte man sich vor Augen halten, dass man keinen Wert unbedingt „haben muss“, lieber einmal nicht investieren, als zu teuer.
So findest du den richtigen Ausstiegszeitpunkt
Beim Ausstieg ist für kurzfristig orientierte Anleger ein Teilverkauf nach steilem Anstieg ratsam, da man oft nach einer technischen Gegenbewegung günstiger neu einsteigen kann. Sollte diese wider Erwarten nicht erfolgen, so hat man einige Gewinne sichergestellt und kann mit dem Rest an weiteren Kursgewinnen teilhaben.
Wichtig: Gewinne sind erst dann wirklich erzielt, wenn sie auch realisiert sind, Buchgewinne (= bisher nicht realisierte Gewinne) sind zwar schön, aber nicht gesichert! Wenn sich eine Aktie in kürze verdoppelt oder verdreifacht, so kann es sicher nicht schaden, die Hälfte zu verkaufen, Gewinnmitnahmen haben noch niemanden arm gemacht.
Auch beim Ausstieg sollte ein sinnvolles Limit gesetzt werden und wie beim Einstieg orientiert sein. Niemals „aus dem Bauch heraus verkaufen“. Das kann dazu führen, dass dir Gewinne entgehen, wenn die Aktie noch Potenzial hat. Ein zu tief gesetztes Limit kann teilweise Verluste von Buchgewinnen bringen. Übertrieben hohe Limits hingegen können Nichtverkauf bedeuten, wenn der Kurs diese nicht mehr erreicht.
Wer langfristig anlegt, braucht weniger über Verkäufe nachdenken, weil die Gewinne erst nach vielen Jahren realisiert sind, wenn das Depot umgeschichtet wird. Dann gelten die gleichen Regeln wie oben. Das simple Halten der Aktien, ohne ein Limit zu setzen, ist als Finanzreserve gedacht.
Tipp: Wenn man nach steilen Anstiegen oder bei hohen Gewinnen nicht verkaufen will, sollte man Stopp-Loss-Limits setzen, damit die Gewinne nicht verloren gehen. Als technische Orientierung dient beispielsweise die Untergrenze eines Aufwärtstrends oder ein starker Widerstand, dessen Unterschreiten weitere Kursverluste wahrscheinlich erscheinen liesse. Fundamental ist z. B. eine Stagnation oder der Rückgang von Gewinnen bzw. Umsätzen ein möglicher Auslöser
Wichtig!!!: Buchgewinne sind keine echten Gewinne! Und aus manchem Gewinnertraum wurde schon ein Albtraum.