Earnings = Earnings? – Die Quartalsergebnisse der Unternehmen sorgen immer wieder für Kursausschläge nach der Bekanntgabe. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter „Net Income“, „EBITD“ oder „Operating Income“? Ich hab hier einen kleinen Exkurs in die Welt der „Earnings“ gemacht und erkläre dir kurz die Bedeutung der verschiedenen Begriffe der Finanzkosmetik.
Net Income, Diluted Earnings per Share: Bezeichnet das Nettoeinkommen des Unternehmens nach GAAP. Diese Zahlen müssen in den Mitteilungen an die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) in den Quartals- („10-Q“) oder Jahresergebnissen („10-K“) aufgeführt werden. Allerdings sind die Unternehmen erst 45 Tage nach Quartalsschluss dazu verpflichtet, diese Basiszahlen offiziell mitzuteilen. In den Pressemitteilungen zu den Quartalszahlen sind die tatsächlichen Ergebnisse oft nur im Kleingedruckten oder gar nicht zu finden.
Operating Profit/ Earnings, Core Earnings: Hierbei werden vom Nettoeinkommen nach GAAP bestimmte Kosten, die nicht im operativen Geschäft angefallen sind, abgezogen. Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, da manchmal vieles als außergewöhnlicher Posten deklariert wird, was eigentlich zum normalen Geschäft gehört (z. B. Gewinne/ Verluste aus Investments, wenn diese regelmäßig auftreten).
Pro Forma Earnings, EBITD: „Pro Forma“ ist eine in letzter Zeit sehr beliebte Formulierung der Unternehmen in den Pressemitteilungen zu den Quartalsabschlüssen. Hierbei werden ähnlich wie beim Operating Profit zahlreiche Kosten ausgenommen (z. B. Goodwill, Übernahmekosten, Aufwendungen wie z. B. nach den Terroranschlägen vom 11. September, Marketingaufwand, Zinsen). Ähnlich ist auch die Formulierung EBITD (Earnings before Interest, Taxes and Depreciation), die von den Ergebnissen die Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen ausschließt.
Um sich ein möglichst realistisches Bild von den Ergebnissen eines Unternehmens zu machen, sollte man hauptsächlich auf die diluted earnings per share, also dem Nettoeinkommen was auch der SEC mitgeteilt wird, achten. Pro Forma-Zahlen eignen sich eigentlich nur für neu gestartete Firmen oder zur theoretischen Betrachtung bei geplanten Übernahmen oder Fusionen. Eine Aussage über das tatsächliche operative Geschäft dagegen verbergen die Pro Forma Zahlen eher, als dass sie einen Einblick dazu geben. Hilfreich zur Beurteilung des Unternehmens sind auch die Berücksichtigung des Cash-Flow, Angaben über die Entwicklung des Kundenstammes oder andere Kennzahlen, die qualitative Hinweise auf die Entwicklung des Geschäfts geben.
Die folgende Checkliste führt die wichtigsten Merkmale auf, die einen genaueren Blick auf die Ergebnisse nach sich ziehen sollten:
- Finanzchef („CFO“), Wirtschafts-/ Bilanzprüfer oder Anwälte verlassen das Unternehmen (u. U. sogar parallel zur Veröffentlichung der Ergebnisse)
- Unbezahlte Kundenrechnungen übersteigen die Umsätze
- Die Umsätze stagnieren – Lagerbestände steigen an
- Umsätze werden mitgeteilt oder verbucht, bevor die Zahlungen tatsächlich geleistet wurden
- Brutto-Margen steigen oder fallen drastisch
- Die Berechnung der Umsätze und Ausgaben verändert sich zum vorhergehenden Quartal
- Die Gewinne steigen schneller als der Cash Flow
Unternehmen, die Schätzungen zu den Quartalsergebnissen von den verschiedenen Unternehmen sammeln, waren vor allem zu Zeiten der Internetblase sehr beliebt. Heute interessieren sie dagegen kaum noch jemanden. Mittlerweile schauen Trader und Investoren wieder auf die Kennzahlen wie Umsätze und die Aussichten zu den folgenden Quartalen.