Portfolio Management: Wie das eigene Depot verwalten?

Eine Kapitalanlage in Wertpapieren kann Gewinne oder Verluste erbringen. Verluste entstehen bei nicht durchdachtem kurzfristigem Trading, Auswahl falscher Wertpapiere oder falschem Timing.

Gewinne entstehen durch sachgerechtes Portfolio-Management bei langfristiger Betrachtungsweise durch Auswahl von fundamental guten Wertpapieren, richtigem Market-Timing und zugehörigem richtigen Money-Management.

Welche Portfolio-Management-Arten gibt es?

Es gibt zwei Arten von Portfolio-Management, entweder du eröffnest dein Konto/Depot bei einer Bank und gibst selbst Kauf- und Verkaufsaufträge, verwaltest also dein Vermögen selbst. Wie gut oder schlecht die Beratung durch eine Bank ist und wie Interessenkollisionen zustande kommen, wirst du erfahren.

Du wirst in der Regel nicht daran vorbeikommen, selbst Megatrends, volkswirtschaftliche Zyklen, die Geschäftspolitik der EZB und der FED zu beobachten, Branchenanalysen zu betreiben, umfangreiche Fundamentalanalysen und technische Analysen zu erstellen. Für ein mittleres Portfolio sollte man einen Zeitaufwand von mindestens 4 Stunden täglich einkalkulieren, auch am Wochenende.

Du kannst aber einen anderen Weg wählen und dich dabei der Dienste eines professionellen Portfolio-Managers versichern und diesem eine eingeschränkte Vollmacht über dein Konto/Depot geben, dahingehend, dass dieser Portfolio-Manager nur zwischen Konto und Depot Transaktionen vornehmen kann, also keine Überweisungen zu eigenen Gunsten oder zu Gunsten Dritter.

Dies ist der „dritte Sicherungshaken“. Der erste Sicherungshaken ist, dass die auszuwählende Bank dem Einlagensicherungsfonds angehört, damit dein Bargeldanteil gesichert ist, der zweite Sicherungshaken ist im deutschen Recht begründet, dass bei einem eventuellen Konkurs einer Bank deine Wertpapiere konkursrechtlich Aussonderungsgut sind und nicht zum Vermögen der Bank zählen.

Bei Werten in den USA besteht in bestimmtem Umfang Sicherung durch die Investors Protection Corporation (SIPC) und zusätzlich Versicherungsschutz durch den zuständigen Broker.

Neben diesen Sicherungsmechanismen ist es aber nun erforderlich, mit dem Portfolio-Manager eine Vereinbarung dahingehend zu schließen, dass ausschließlich deine Interessen wahrgenommen werden. Dazu gehört auch, dass keine Gebührenrückflüsse von der Bank an den Portfolio-Manager erfolgen dürfen.

Der einzige, der den Portfolio-Manager nach einem festgelegten Honorartarif bezahlt, bist du selbst. Und wer zahlt schafft an und dessen Interessen sind wahrzunehmen.

Welche Risikoprofile gibt es?

Je nach Alter, vorhandenem Vermögen, laufendem Einkommen, persönlichen Zielsetzungen und Präferenzen ergeben sich für Investoren ganz unterschiedliche Risikoprofile.

In der Regel handelt es sich um folgende Basis-Profile:

  • Value
  • Growth
  • Income

Spezialprofile sind:

  • Benjamin Graham-Modell
  • O’Higgins-Modell
  • Robert Sheard-Modell
  • O’Shaughnessy-Modell
  • Charles B. Carlson-Modell
  • REIT´s Modell
  • Dividend-Achievers Modell
  • Small-Caps-Modell

Alle Profile und Modelle können auch beliebig kombiniert und je nach Marktlage laufend angepasst werden. Dies führt dann zu einem mehr oder weniger flexiblen Kombi-Modell.

Was kann bei der Werteauswahl berücksichtigt werden?

  • Megatrends / Markettiming: Megatrends wie z. B. Überalterung der Bevölkerung, Globalisierung, Ressourcenknappheit (Öl), Probleme bei den sozialen Sicherungssystemen werden Auswirkungen auf die Wertpapiermärkte haben.
  • Kennzahlen: Je nach gewähltem Anlagemodell unterscheiden sich die Auswahlkriterien (ich führe sie nach internationalen Gepflogenheiten in englischer Sprache auf) nach Price-Earning-Ratio, Average Annual Price-Earning-Ratio, Beta-Faktor, Cash Flow, Cash Flow per Share, Book Value, Price to Book Value, Gross Income before Taxes, Operating Income, Net Income, Operating Margin, Depreciation, Current Earnings per Share, Dividends, Dividend Yield, Average Annual Dividend Yield, Payout-Ratio, Return on Total Assets, Return on Total Capital, Return on Shareholders Equity, Market Capitalization, Reported Annual Sales, Sales per Share, Price-Sales-Ratio, Short-Term Dept, Long-Term Dept, Total Current Liabilities, Dept-Equity-Ratio, etc., etc..
  • Technische Analyse: Nach Einschätzung der Auswirkungen durch die Megatrends, die Analyse des gegebenen Konjunkturzyklus, der Branchenanalyse und der Fundamentalanalyse für einzelne Werte ist eine zusätzliche technische Analyse oft sehr hilfreich. Besonders Candlestick-Charts mit diversen Indikatoren und Oszillatoren (z. B. MACD-Index, Momentum, Stochastic, Relative Stärke, Umsatzvolumen, gleitende Durchschnitte, Upside/Downside-Volume, New High / New Low-Index und ca. 40 weitere Indikatoren/Oszillatoren können bei Kauf- bzw. Verkaufentscheidungen nützlich sein.)
  • Anlagehorizont (zeitlich): Eine Kapitalanlage in Aktien ist ihrer Natur nach langfristiger Art. Kapital, das nicht mindestens 10 Jahre (manche jüngere Portfolio-Manager meinen 6 Jahre) investiert werden kann, gehört u. E. nicht an die Börse. Für kurzfristige Anlagen eignen sich Termingelder und Geldmarktfonds, für mittelfristige Anlagen festverzinsliche Wertpapiere mit passender Fälligkeit. Auch in Gold investieren kann mittelfristig oder langfristig als Werterhalt sinnvoll sein.
  • Währungsrisiko: Wenn eine Anlage für Werte die nicht in Euro denominiert sind, gewünscht wird, muss das Währungsrisiko mit einkalkuliert werden.
  • Inflation: Die Inflation schmälert die Rendite. Eine Betrachtung „real“ und netto real“, also nach Steuern ist geboten. Per Inflationsrechner kannst du berechnen, wie sehr die Rendite geschmälert wird. Außerdem entwickeln sich Aktien  häufig bei niedriger Inflation anders als bei hoher Inflation.
  • Steuern: Steuerbar sind Zinsen und Dividenden und Kursgewinne nur insofern, ob über privat oder über eine Firma gekauft wird. Firmen bezahlen nämlich weniger Steuern auf Profite durch Aktien als Privatpersonen.

 

Ausgenommen Privatanleger mit Depots in Höhe von mehreren Millionen Euro, ist kein Anleger in der Lage, die entstehenden Kosten einer Selbstverwaltung durch ausreichende Erträge aus dem Portfolio zu decken. Jährliche Marktanalysen und Fundamentalanalysen für einzelne Aktien summieren sich schnell auf Beträge zwischen 15.000 bis 40.000 Euro je nach Breite der Analysen und Diversifizierungsgrad.

Die Auswertung aller Informationen erfordert einen täglichen Zeitaufwand von mindestens 4 Stunden, besser 8 Stunden. Es sind in der Regel nur wenige Privatanleger bereit – auch dann nicht, wenn sie bereits im Pensionsalter sind – täglich ca. 8 Stunden an ihrem Aktiendepot zu arbeiten (brillante und langjährige Erfahrungen als privater Portfolio-Manager vorausgesetzt).

Ein professioneller Portfolio-Manager wird daher – auch unter Berücksichtigung seines Honorars – in fortlaufenden Perioden zwangsläufig bessere Ergebnisse erzielen als Anleger, die ihr Depot selbst verwalten.

Doch es gibt auch einen einfacheren Weg und zwar indem du dir Indexfonds kaufst. In diesen Indexfonds sind beispielsweise alle Aktien aus dem DAX oder aus dem S&P 500 enthalten. Du zahlst dafür eine sehr geringe Gebühr und profitierst im selben Ausmaß, wie der Vergleichsindex steigt. Da zirka 9 von 10 Anlageberatern den Index nicht schlagen können und es sehr einfach und mit geringem Zeitaufwand möglich ist einen Indexfonds zu kaufen, sind diese eine ideale Anlageform für Privatanleger.

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