Optionsscheine verlangen nach einer genauen Kenntnis ihrer Funktionsweise und der mit ihnen typischerweise verbundenen Risiken – andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit von Verlusten oder gar eines Totalverlustes des eingesetzten Kapitals sehr hoch.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines Kursrisiko
Optionsscheine werden als selbständige Wertpapiere an der Börse gehandelt und unterliegen den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Bei Optionsscheinen solltest du vor dem Kauf insbesondere darauf achten, ob für diesen Optionsschein ein hinreichend liquider Markt besteht. Um nicht Gefahr zu laufen, zu einem marktfernen Preis bedient zu werden, solltest du deine Kauf- und Verkaufsaufträge sicherheitshalber limitieren. Eine wichtige Rolle bei der Kursbildung der Optionsscheine spielt die tatsächliche wie auch die von den Marktteilnehmern erwartete zukünftige Kursentwicklung des jeweiligen Basiswertes.
Ein Call-Optionsschein verliert regelmäßig dann an Wert, wenn der Kurs des Basiswertes zurückgeht. Umgekehrtes gilt für den Put-Optionsschein. Sein Wert sinkt, wenn der Kurs des Basiswertes steigt. Die einzige Ertragschance, die ein Optionsschein dem Anleger für gewöhnlich bietet, besteht in einer Steigerung seines Kurswertes.
Das bedeutet auch: Mögliche Kursverluste des Optionsscheines können nicht durch andere Erträge kompensiert werden; der Optionsschein verbrieft weder einen Anspruch auf Zinszahlung noch auf Dividendenzahlung und wirft daher keinen laufenden Ertrag ab.
Risiko der Hebelwirkung
Typisch für den Optionsschein ist seine Hebelwirkung (Leverage-Effekt) auf die Ertragschancen des eingesetzten Kapitals: Er reagiert grundsätzlich überproportional auf Kursveränderungen des Basiswertes und bietet damit während seiner Laufzeit höhere Chancen – bei gleichzeitig hohen Verlustrisiken. Der Hebel auf den Kurs wirkt nämlich in beiden Richtungen – also nicht nur aufwärts in günstigen, sondern auch abwärts in ungünstigen Kursphasen.
Der Kauf eines Optionsscheins ist um so riskanter, je größer der Hebel des Scheins ist. Die Hebelwirkung entfaltet sich besonders bei Optionsscheinen mit sehr kurzen Restlaufzeiten.
Risiko der Veränderung des Zeitwerts
Der Kurs eines Optionsscheins wird nicht nur von den Kursveränderungen des Basiswertes bestimmt, sondern zusätzlich von einer Reihe weiterer Preisbildungsfaktoren, zum Beispiel der Laufzeit des Optionsscheins oder der Häufigkeit und Intensität von Kursschwankungen (Volatilität) des Basiswertes. Eine Wertminderung des Optionsscheins kann daher selbst dann eintreten, wenn der Kurs des Basiswertes sich nicht ändert.
Je nach den Erwartungen, die die Marktteilnehmer bezüglich der künftigen Entwicklung des Basiswertes hegen, sind diese bereit, einen unterschiedlichen hohen Betrag für den Optionsschein zu zahlen, der von dessen inneren Wert mehr oder weniger stark abweicht. Der Zeitwert eines Optionsscheins ändert sich insofern täglich. Beachte, dass ein hoher Zeitwert deine Gewinnerwartungen schmälern bzw. dein Verlustrisiko erhöhen kann.
Gegen Ende der Laufzeit des Optionsscheins fällt der Zeitwert tendenziell immer weiter, bis er schließlich Null beträgt. Der Verlust vollzieht sich um so schneller, je näher der Verfalltag rückt. Daher sind Käufe von Optionsscheinen, die kurz vor dem Verfall noch über einen relativ hohen Zeitwert verfügen, mit besonderem Risiko verbunden.
Bei Optionsscheinen, die einen negativen Zeitwert aufweisen, kannst du als Anleger nicht darauf vertrauen, dass sich dieser verflüchtigt oder sich gar in einen positiven Zeitwert verwandelt. Du kannst daher nicht erwarten, mit dem Kauf eines solchen Optionsscheins einen risikolosen sicheren Gewinn zu erzielen.
Risiko der Wertminderung und des Totalverlustes
Die Rechte, die du an einem Optionsschein erwirbst, können an Wert verlieren oder verfallen, weil diese Wertpapiere typischerweise stets nur befristete Rechte verbriefen. Je kürzer die Restlaufzeit, desto größer kann das Risiko eines Wertverlustes sein.
- Wertminderung: Tritt die von dir erwartete Kursentwicklung des Optionsscheins während der Laufzeit nicht ein, kannst du bei einem Verkauf einen Verlust erleiden. Wegen der begrenzten Laufzeit des Optionsscheins kannst du auch nicht darauf vertrauen, dass sich der Preis des Optionsscheins rechtzeitig vor Laufzeitende wieder erholen wird.
- Totalverlust: Der Kauf von Optionsscheinen kann unabhängig von der finanziellen Leistungsfähigkeit des Emittenten allein aufgrund ungünstiger Marktentwicklungen und Ablauf der Laufzeit zu einem Totalverlust des von dir eingesetzten Betrages führen. Wenn sich deine Erwartungen bezüglich der Marktentwicklung nicht erfüllen oder du auf die Ausübung deiner Rechte aus dem Optionsschein verzichtest oder aber die Ausübung versäumst, so verfällt dein Optionsschein wertlos. Du hast dann deinen gesamten Optionseinsatz, den Kaufpreis zuzüglich der entstandenen Kosten, verloren.
Beachte, dass du deine Position wegen der Möglichkeit eines wertlosen Verfalls sowie wegen der oft hohen Volatilität des Optionsscheins permanent überwachen musst.
Währungsrisiko bei Optionsscheinen:
Wenn du einen Optionsschein kaufst, der in fremder Währung notiert wird, bist du zusätzlich dem typischen Währungsrisiko ausgesetzt. Ein Währungsrisiko kann auch bestehen, wenn die im Falle der Ausübung des Optionsrechts fällig werdenden Leistungen in einer Fremdwährung zu erbringen sind.
Einfluss von Nebenkosten auf die Gewinnchance:
Besonders bei Optionsscheinen können Mindestprovisionen oder feste Provisionen pro Transaktion (Kauf und Verkauf) kombiniert mit einem niedrigen Auftragswert (Kurs des Optionsscheins mal Stückzahl) zu Kostenbelastungen führen, die im Extremfall den Wert der Optionsscheine um ein Vielfaches überschreiten können. Im Falle der Ausübung entstehen weitere Kosten. Informiere dich also vor Erteilung eines Auftrages über alle eventuell anfallenden Kosten. Nur so kannst du die Kursveränderung errechnen, die beim zugrunde liegenden Basiswert bzw. beim Optionsscheinpreis eintreten muss, damit deine Position die Gewinnzone erreicht.
Hierbei gilt: Je höher die Kosten sind, desto später wird die Gewinnschwelle beim Eintreffen der erwarteten Kursentwicklung erreicht, da diese Kosten erst abgedeckt sein müssen, bevor sich ein Gewinn einstellen kann. Tritt die erwartete Kursentwicklung nicht ein, erhöhen die Nebenkosten den entstehenden Verlust.