Außerbörslicher Handel: Handeln nach Börsenschluss! – Was steckt dahinter!?

Viele Anleger wünschen sich den 24-Stunden-Handel an den Börsen, um rechtzeitig auf Marktveränderungen reagieren zu können. Experten warnen jedoch vor fehlender Liquidität. Doch es gibt außer dem klassischen Börsenhandel auch Möglichkeiten nach Präsenzbörsenschluss noch auf Marktveränderungen reagieren zu können. Die meisten Discount-Broker bieten telefonisch und online über ihre Ordermasken, außerbörsliche Handelsmöglichkeiten an. Hier bekommt der Kunde per Mausklick für einige Sekunden einen verbindlichen Geld-/ Brief-Kurs gestellt. Bei Handelszeiten von teilweise 8 – 23 Uhr können umsatzstarke Aktien aus aller Welt gehandelt werden.

Hinter diesen außerbörslichen Kursen stehen meistens Makler. Der Marktführer Lang & Schwarz aus Düsseldorf ist z. B. mit einer breiten Angebotspalette vertreten. Aber auch einige Banken haben diese lukrative Nebentätigkeit entdeckt und bieten dem Anleger hauseigene Kurstaxen. Hier ist vor allem die Citibank mit ihrer Handelsplattform CATS beim außerbörslichen Optionsscheinhandel seit vielen Jahren Marktführer.

Die Gefahren beim außerbörslichen Handel

Neben der Courtage finanzieren sich die Makler beim außerbörslichen Handel hauptsächlich über den Spread (Spanne zwischen An- und Verkaufskurs). Dieser birgt ein Risiko, das häufig von den Anlegern unterschätzt wird. Vor allem Aktienempfehlungen selbsternannter Börsengurus außerhalb der Präsenzbörsenzeit haben in der Vergangenheit die Gefahr immer wieder deutlich gemacht. Denn selbst der Marktführer Lang & Schwarz kann sich bei hoher Nachfrage nur über eine Vergrößerung des Spreads retten und muss im Extremfall sogar den Kurs aussetzen. Hier mussten schon viele leichtgläubige Anleger in den sauren Apfel beißen und haben zu überteuerten Kursen zugegriffen. Außerdem sollte die Liquiditätsgarantie beachtet werden, die aussagt, welcher Gegenwert zu diesem Kurs maximal umgesetzt werden kann, bevor der Kurs/ Spread neu berechnet wird.

Aber auch Optionsscheine können außerbörslich gehandelt werden. Da bei diesen weitere Faktoren wie beispielsweise Volatilität und Hebeleffekt Einfluss auf die Preisbildung haben, muss der Anleger meistens höhere Spreads in Kauf nehmen und sollte bereits mit den genannten Faktoren vertraut sein. Durch den Hebeleffekt schwanken die Kurse deutlich stärker, wobei es teilweise zu unfairen Preisbildungen kommt. Auf die Kurse kann der Anleger entweder über einige Kurssysteme, über die Homepage des Emittenten oder direkt innerhalb der Ordermaske des Discountbrokers zugreifen.

Handeln nach Börsenschluss – die Handelsplattformen

Immer mehr Anleger nutzen bereits den außerbörslichen Handel, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können. Den Chancen stehen jedoch auch einige Fallen gegenüber, da jede Handelsplattform ihre eigenen Regeln hat. Damit auch du den außerbörslichen Handel effektiv nutzen kannst, hab ich dir hier einige Handelsplattformen aufgelistet:

CATS:

Die Citibank ist mit ihrer Plattform CATS bereits seit Jahren Martkführer im deutschen außerbörslichen Handel von Optionsscheinen und Aktien. Die Geld-/ Brief-Kurse der umfangreichen Angebotspalette werden ausschließlich von der Citibank gestellt und können vom Anleger börsentäglich von 8 – 22 Uhr genutzt werden. Der Zugang erfolgt über einen Discountbroker oder direkt über die Citibank. Gehandelt wird entweder online oder per Telefon.

  • Handelszeiten: Börsentäglich von 08:00 bis 22:00 Uhr
  • Vorteil: direkte Orderausführung
  • Nachteil: Spread, Kursaussetzung möglich

Tipp!: Sollte es zum Ausfall des Systems kommen bzw. zur Aussetzung des Wertpapiers, so ist manchmal ein telefonisches Handeln noch möglich.

Nadine:

Die Societé General präsentiert mit Nadine eine außerbörsliche Handelsplattform für hauseigene Optionsscheine. Neben dem gestellten Geld-/ Brief-Kurs kann der Anleger auch selber ein Limit plazieren und versuchen, innerhalb des Spreads eine Ausführung zu bekommen.

  • Handelszeiten: Börsentäglich von 09:00 bis 22:00 Uhr
  • Vorteil: Limitsetzung, direkte Orderausführung, keine Courtage
  • Nachteil: Meistens recht hohe Spreads, die sich aber durch eine Limitierung auf oder kurz über die Geldseite manchmal vermeiden lassen.

Tipp!: Obwohl das System stets eine Taxe stellt, solltest du dich nicht auf den Geld-/ Brief-Kurs verlassen und deine Order immer limitieren.

Lang & Schwarz Wertpapierhandel AG:

Die Lang & Schwarz Wertpapierhandel AG ist der führende Wertpapierdienstleister im Bereich außerbörslicher Echtzeithandel im Internet.

Das Tradecenter kann über:

  • DAB bank
  • maxblue Deutsche Bank
  • direktanlage.at
  • Boursorama S.A.(Fimatex SA)
  • S Broker AG
  • 1822direkt
  • Cortal Consors S.A.
  • comdirect bank AG
  • und weitere

genutzt werden.

Zur Auswahl stehen die Werte des DAX und MDAX, Dow-Jones-Index, S&P100, Nasdaq100, sowie bestimmte einzelne Werte und Optionsscheine. Für Xetra-Werte gilt das „Fair-Price-Prinzip“ mit Liquiditätsgarantien von 5000 Euro, für DAX-Werte von 30.000 Euro, welches während der Börsenzeit 1 Cent besser als den Xetra-Kurs garantiert (Ausnahme Penny-Stocks).

  • Handelszeiten: Börsentäglich von 08:00 bis 23:00 Uhr, samstags von 10:00 bis 13:00 Uhr sowie sonntags von 17:00 bis 19:00 Uhr.
  • Vorteil: Sehr lange Handelszeiten, direkte Orderausführung, viele Werte handelbar
  • Nachteil: Unter Umständen (deutlich) höhere Spreads außerhalb der Börsenzeit

Tipp!: Achte vor allem außerhalb der Börsenzeiten immer auf den Spread, da dieser bei starken Bewegungen der Aktie oder neuen Unternehmensinformationen größer als im normalen börslichen Handel sein kann.

Tradegate:

Über die von Consors und der Berliner Freiverkehr AG ins Leben gerufene Handelsplattform Tradegate können börsentäglich alle Titel des Neuen Marktes sowie umsatzstarke ausgewählte Titel der Nasdaq gehandelt werden. Der Anleger erhält einen Einblick in das gesamte Orderbuch. Die Order kann nur vollständig zum angegebenen Limitkurs ausgeführt werden.

  • Handelszeiten: Börsentäglich von 8 – 22 Uhr
  • Vorteil: Volle Transparenz, direkte Orderausführung, keine Courtage, keine Teilausführung
  • Nachteil: Sehr niedrige Liquidität, keine Handelsüberwachung

Tipp!: Da das System lediglich Direktgeschäfte abgleicht, bekommst du nicht automatisch den besten Geld-Kurs beim Verkauf bzw. Brief-Kurs beim Kauf. Daher sollte das Limit und die Stückzahl exakt mit dem Angebot bzw. der Nachfrage im Orderbuch übereinstimmen. Die Berliner Freiverkehr AG ist als Market Maker am Handel beteiligt.

Beispiel: Du siehst im Orderbuch, dass jemand 200 Stück der Aktie X für 18 Euro kaufen will. Ein weiterer will 300 Stück für 18,20 Euro kaufen. Wenn du nun beispielsweise 200 Aktien verkaufen willst und diese mit 18 limitierst, so bekommst du nicht den besseren Kurs bei 18,20, sondern zu 18 abgerechnet. Die Nachfrage bei 18,20 bleibt weiter bestehen, da nur Direktgeschäfte erlaubt sind. Ein Verkauf zu 18,20 hingegen ist nur mit einer Stückzahl von 300 möglich. Trotzdem besteht die Möglichkeit diesen Kurs als Limit zu setzen und auf eine eventuelle Anpassung (Matching) des anderen zu warten.

XEOS:

Xeos ist ein von IBM entwickeltes ECN (Electronic Communication Network). Der Börsenmakler Schnigge agiert als Market Maker und bietet den außerbörslichen Handel aller Aktien aus den Indizes Dax30, Nemax50, Nasdaq100 und DowJonesIndustrial30 an. Banken wie Maxblue, Comdirect, 1822direkt, LBBW, DG Bank und weitere sind mit diesem ECN verbunden.

  • Handelszeiten: Börsentäglich von 09:00 bis 23:00 Uhr, Wochenende: Sa: 10 – 16 Uhr, So: 17 – 19 Uhr
  • Vorteil: 1000 Stücke Liquiditätsgarantie, direkte Orderbestätigung
  • Nachteil: keine Limitierung möglich, kein Einblick ins Orderbuch

Tipp!: Vergleich die gestellte Kurstaxe immer mit den Regionalbörsen und dem fairen Kurs an der Heimatbörse.

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