Aktien Rating: Bedeutet „Kaufen“ wirklich „Kaufen“?

Ein Analyst wurde einmal gefragt, warum es neben einem Kauf-Votum („Buy“) noch ein zusätzliches Votum wie „Starker Kauf“ („Strong Buy“) gibt. Dieser antwortete lapidar, dass es neben einem simplen Kauf eben noch mehr geben kann… Das verstehe wer will, denn mehr als kaufen kann man eine Aktie doch nicht, oder?

Vor allem durch die nach dem Platzen der Aktienblase seit Sommer 2000 ins Gerede und vor die Justiz gekommenen Analysten und Investmentbanken haben sich seit Anfang 2002 auf eine Vereinfachung der Wertpapier-Ratings entschlossen. Gab es zuvor bis zu sechs unterschiedliche Einstufungen, wurden und werden die Ratings mittlerweile auf meistens drei beschränkt. Zudem werden jetzt auch die Analysten genauer daraufhin untersucht, wie gut denn ihre Anlageurteile wirklich sind. Ein Beispiel einer vom Ausdruck her verwirrenden Analysten“empfehlung“ („Trading Buy“) kannst du im Lauf des Artikel: „Wie lese ich Aktienempfehlungen richtig?“ nachlesen.

Die nachfolgende Übersicht über die Rating-Abstufungen einiger internationaler Häuser soll ein wenig Licht ins Dunkel der Analystenmeinungen bringen. Hinter den Ausdrücken verbirgt sich eine Performance-Einschätzung im Verhältnis zum Gesamtmarkt oder eine absolute Veränderung.

ABN AmroCrédit SuisseGoldmann SachsJ.P. MorganLehmann BrothersMerrill LynchMorgan StanleySalomon Smith Barney
AddBuy
BuyOutperformOutperformOverweightOverweightBuyOverweightOutperform
HoldNeutralIn LineNeutralEqual WeightNeutralEqualweihtNeutral
ReduceUnderperformUnderperformUnderweightUnderweightSellUnderweightUnderperform
SellSell

Übrigens: Noch im Jahr 2000 tendierten die Analystenhäuser eher zu positiven Einschätzungen des Marktes. Eine Studie in den USA hatte ergeben, dass von 27.000 untersuchten Analysteneinstufungen für 6000 Aktien knapp Dreiviertel mit „Strong Buy“ oder „Buy“ eingestuft wurden. Nur 1 % wurde mit „Sell“ bewertet. Kein Wunder – verdien(t)en die Investmenthäuser doch hauptsächlich an den Transaktionen durch ihre Kunden. Die Analysen selber werden häufig umsonst an gute Kunden weitergegeben oder bestehende bzw. potenzielle Kunden werden bei den Anlageurteilen „geschont“ oder „hübsch gemacht“. Hier kann auch ein häufig kritisierter Interessenkonflikt vorliegen.

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