Anleihen Bewertung: Welche Rolle spielt die Verzinsung & Bonitätsbewertung?

Zunächst benötigt man zwei Partner. Einen, der Geld braucht (= Schuldner oder Emittent), und einen anderen, der solches hat und gegen gewisse fixe Zusagen auch bereit ist, dieses zu verleihen (= Gläubiger). Das Versprechen liegt einerseits in einer attraktiven Verzinsung und andererseits in der Rückzahlung des Kapitals nach einer bestimmten Laufzeit. Das genügt, um Jahr für Jahr Milliardenbeträge von Anlegern zu den Emittenten zu transportieren und gemäß den Vereinbarungen wieder an die Anleger verzinst zurückzuzahlen.

Nicht nur der Bund besorgt sich über Anleihen Kapital. Banken finanzieren zum Teil ihre langfristigen Darlehen über die Ausgabe von Anleihen. Die Unternehmen der Elektrizitätswirtschaft begeben Anleihen für die Finanzierung von Kraftwerks- und Leitungsanlagen. In geringerem Maße nehmen Industriegesellschaften und ausländische Emittenten den Rentenmarkt (das ist der Markt für festverzinsliche Wertpapiere) in Anspruch.

Wichtige Begriffe im Zusammenhang mit Anleihen

  • Neuemission: Darunter versteht man die Erstausgabe eines Wertpapieres. Der Markt für Neuemissionen wird als „Primärmarkt“ bezeichnet, d. h., dass auf diesem Markt Banken einzeln oder zusammengeschlossen in Syndikaten die Erstplatzierung von Wertpapieren übernehmen. Anleger können am Primärmarkt nur Wertpapiere kaufen. Den Markt, wo die Wertpapiere ihre Besitzer wechseln, nennt man „Sekundärmarkt„.
  • Emittent: Der Ausgeber einer Anleihe wird als „Emittent“ bezeichnet. Emittenten am deutschen Rentenmarkt sind: Die öffentliche Hand (= Bund, Länder und Sondergesellschaften), die Energiewirtschaft, die Industrie, Banken und ausländische Emittenten.
  • Zeichnungsfrist: Die „Zeichnungsfrist“ ist jener Zeitraum, in der eine Neuemission erworben werden kann. Wird das Emissionsvolumen überzeichnet, so kann die Emission vorzeitig geschlossen oder das Emissionsvolumen aufgestockt werden. Am Valutatag sind die gezeichneten Stücke zu bezahlen.
  • Emissionsvolumen: Unter diesem Begriff versteht man den Gesamtbetrag der zum Verkauf (= Zeichnung) aufliegenden Anleihe. Das Emissionsvolumen einzelner Anleihen reicht von wenigen Millionen Euro (bei kleineren Emittenten) bis zu Milliardenbeträgen.
  • Laufzeit: Unter „Laufzeit“ versteht man die Zeitspanne von der Emission bis zur Rückzahlung einer Anleihe.
  • Tilgung: Die „Tilgung“ (Rückzahlung) von Anleihen durch den Emittenten erfolgt in der Regel zu 100 % (= pari) des Nennwertes und kann auf verschiedene Weise erfolgen:
    • Tilgung von endfälligen Anleihen: Am Ende der Laufzeit wird das gesamte aufgenommene Kapital zurückbezahlt. Die endfällige Tilgung hat sich in den letzten Jahren in Deutschland durchgesetzt und ist die derzeit übliche Tilgungsform.
    • Tilgung durch Kündigung: In einigen Fällen hat der Emittent ein Kündigungsrecht. Dieses erlaubt ihm, dass Schuldverhältinis vorzeitig zu beenden. Der Emittent wird dies dann tun, wenn er für seine ausgegebene Anleihe deutlich mehr an Zinsen bezahlen muss, als es dem aktuellen Martkniveau entspricht.
  • Emissionskurs: Der „Emissionskurs“ ist jener Kurs, zu dem neue Anleihen ausgegeben werden. Er wird in Prozenten des Nennwertes angegeben. Der Zeichnungskurs ist pari, wenn er 100 % beträgt und mit dem Nennwert übereinstimmt. Der Emissionskurs ist unter pari, wenn er niedriger als 100 % ist. Der Ausgabepreis ist über pari, wenn er höher als 100 % ist.
  • Nominalverzinsung: Die „Nominalverzinsung“ (Kupon) ist nicht gleichzusetzen mit der effektiven Verzinsung einer Anleihe. Um die Effektivverzinsung (= Rendite) festzustellen, benötigt man spezielle finanzmathematische Formeln (= Renditeberechnung), wobei bei der Berechnung Nominalverzinsung, Laufzeit, tilgungsfreie Jahre, Tilgungskurs etc. zu berücksichtigen sind.

Bei der Verzinsung gibt es 3 Arten:

  • Fixe Verzinsung: Sie gibt an, wie viel Prozent vom Nominale (= Nennwert) an Zinsen ausbezahlt werden. Die Auszahlung kann jährlich, halbjährlich oder vierteljährlich erfolgen. In Deutschland ist die jährliche Verzinsung üblich.
  • Variable Verzinsung: Bei variabel verzinsten Anleihen (Floater) wird der Zinssatz der aktuellen Marktlauge angepasst. In welchen Zeitabständen angepasst wird und welcher Referenzzinssatz zur Anpassung herangezogen wird, geht aus den Anleihebedingungen hervor. Übliche Anpassungszeiten sind: 3 Monate, 6 Monate oder 12 Monate.
  • Null-Kupon-Anleihen: Hier werden während der Laufzeit keine Zinsen ausbezahlt. Der Ertrag für den Kunden ergibt sich aus dem Unterschied zwischen Ausgabepreis und Rücknahmepreis.

Bonitätsbewertung der Ratingagenturen

BonitätsbewertungMoody´sStandard & Poor´s
Sehr gute Anleihen
Beste Qualität, geringstes AusfallsrisikoAaaAAA
HoheQualität, aber etwas größeres Risiko als SpitzengruppeAa1, Aa2, Aa3AA+, AA, AA-
Gute Anleihen
GuteQualität, aber möglicherweise negative Auswirkung
bei veränderter Wirtschaftsentwicklung
A1, A2, A3A+, A, A-
Mittlere Qualität, mangelnder Schutz gegen sichBaa1, Baa2,BBB+, BBB,
verändernde WirtschaftsentwicklungBaa3BBB-
Spekulative Anleihen
Mäßige Deckung für Zins- und TilgungsleistungBa1, Ba2, Ba3BB+, BB, BB-
Langfristige Zinszahlungserwartung geringB1, B2, B3B+, B, B-
Junk Bonds (hochverzinslich, hochspekulativ)
Niedrigste Qualität, geringster Anlegerschutz, in Zinsverzug
oder in direkter Gefahr des Verzugs
Caa, Ca, CCCC, CC, C
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