Europäisches Währungssystem (EWS)

Beim Europäischen Währungssystem handelt es sich um einen Mechanismus, der dafür sorgen sollte, dass die Währungen der EU-Länder untereinander zu möglichst stabilen Kursen getauscht wurden. Allerdings waren die Wechselkursschwankungen immer noch recht hoch. Bei Eintritt eines Landes in die Währungsunion existiert dieses Problem nicht mehr. Während im EWS noch jede nationale Notenbank eine eigenständige Geldpolitik verfolgte, gibt es in der EWU nur noch eine Instanz, die für die Stabilität des Geldwertes verantwortlich ist, nämlich die Europäische Zentralbank (EZB). Wechselkursschwankungen und Störungen des Binnenhandels innerhalb des gemeinsamen Währungsgebiets gehören ebenso der Vergangenheit an wie zuvor zwischen den 16 Ländern der Bundesrepublik.

Das EWS bestand aus zwei Grundelementen:

Der Europäischen Währungseinheit ECU (European Currency Unit) und dem Wechselkursmechanismus. Die ECU diente als „gemeinsamer Nenner“ oder Bezugsgröße für den Wert der Währungen untereinander. In welchem Austauschverhältnis die Währungen standen, legten zwar formal die Regierungen fest. Sie mussten dabei aber die Situation am Devisenmarkt berücksichtigen, weil bei unrealistischen Kursen schon nach kurzer Zeit spekulative Käufe oder Verkäufe einsetzten. Aufgabe der Notenbanken war es, durch geeignete Maßnahmen dafür zu sorgen, dass die Wechselkurse auch tatsächlich eingehalten wurden. Der von den Regierungen festgelegte Wechselkurs galt allerdings nur als Mittelwert. Je nach Angebot und Nachfrage bei den verschiedenen Währungen durften die Kurse innerhalb festgelegter Grenzen nach oben oder unten abweichen, ehe die Notenbanken durch Käufe und Verkäufe regulierend in das Marktgeschehen eingreifen mussten.

Das Europäische Währungssystem…

sollte nach dem Willen seiner Gründer dazu dienen, ein möglichst stabiles Austauschverhältnis zwischen den Währungen der verschiedenen Länder der Europäischen Union herzustellen, um so dem Handel zwischen den Mitgliedstaaten eine verlässlichere Grundlage zu geben. Das konnte aber nur gelingen, wenn die beteiligten Regierungen und Notenbanken ihre Politik so aufeinander abstimmten, dass es zu keinen Spannungen im Währungssystem kommt. Insofern war das EWS immer auch als Vorstufe zu einer Währungsunion gedacht. In den Jahren vor Beginn der Währungsunion konnten die vereinbarten Kurse immer besser eingehalten werden.

Das EWS…

wurde am 13. März 1979 aus der Taufe gehoben und sollte nach einer Zeit starker Erschütterungen der Devisenmärkte zumindest innerhalb Europas eine Zone stabiler Wechselkurse schaffen. Das ist zeitweise auch gelungen. Allerdings haben nie alle Mitglieder der Gemeinschaft dem Währungssystem kontinuierlich angehört. Nicht alle waren fähig, die wirtschaftspolitischen Anforderungen dauerhaft zu erfüllen: Die griechische Drachme hat bis März 1998 nie dem EWS angehört. Italien und Großbritannien sind am 17. 9. 1992 aus dem Wechselkursmechanismus ausgeschieden, formell aber Mitglieder des EWS geblieben. Zuvor war schon der französische Franc 1986 schon einmal aus dem Wechselkursmechanismus ausgegliedert worden – allerdings nur für wenige Tage, bis sich die beteiligten Regierungen auf neue, marktgerechte Kurse geeinigt hatten. Bis zum 1. 8. 1993 betrug die maximale Schwankungsbreite um die Leitkurse 2,25 Prozent in beiden Richtungen. Ausnahmen stellten der portugiesische Escudo und die spanische Peseta dar. Sie durften schon damals um bis zu 6 Prozent nach oben und unten vom Mittelkurs abweichen. Seit dem 2. August 1993 brauchten die Notenbanken deshalb erst dann an den Devisenmärkten einzugreifen, wenn sich der Kurs einer Währung um mehr als 15 Prozent nach oben oder unten vom festgelegten Leitkurs zu entfernen drohte.

Der Grund:

Im Juli 1993 hatte als Folge unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklungen (Wirtschaftswachstum, Inflationsraten, Außenhandel, Staatsverschuldung) wieder einmal die Spekulation auf eine notwendige Anpassung der Kurse zu starken Spannungen innerhalb des Wechselkurssystems geführt. Die bisher längste Zeit ohne Wechselkursanpassung lag zwischen dem 12. 1. 1987 und dem 13. 9. 1992, als die Lira abgewertet und alle anderen EG-Währungen aufgewertet wurden. Bis zur Erweiterung der Bandbreiten am 2. 8. 1993 war es bereits 15 mal zu Auf- oder Abwertungen (bzw. am 17. 9. 1992 zum Austritt von Italien und Großbritannien) gekommen, mit denen auf die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung der verschiedenen EU-Länder und die dadurch ausgelösten Währungsspekulationen reagiert wurde. Um die Währungen in den vereinbarten Schwankungsbreiten zu halten, musste allein die Deutsche Bundesbank in der letzten Juliwoche 1993 rund 60 Milliarden D-Mark für Interventionen an den Devisenmärkten einsetzen. Besonders der französische Franc war zu dieser Zeit Gegenstand massiver Spekulation.

Nachdem die Notenbanken…

bereits Milliardenbeträge aus ihren Devisenreserven aufgewendet hatten, um durch den Verkauf starker und den Kauf schwacher und daher abwertungsverdächtiger Währungen die vereinbarten Kurse zu verteidigen, beschlossen die beteiligten Regierungen zwar keine offizielle Veränderung der geltenden Mittelkurse. Sie erlaubten aber weit größere Schwankungen um diesen Wert als bisher. Daraus ergeben sich insbesondere für die europäische Landwirtschaft große Probleme. Aber der Exportwirtschaft entstehen nicht nur erhebliche Unsicherheiten bei der langfristigen Planung, sondern auch hohe Transaktionskosten.

Um diese Nachteile…

zu vermeiden, haben die Länder des sogenannten D-Mark-Blocks ihre Währungen enger aneinander gebunden, als das EWS-Abkommen vorschreibt. Sie sind damit dem Ziel einer Währungsunion in der Praxis schon vor 1999 sehr nahe gekommen.

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