Das Vega zeigt dabei die Veränderung des Optionsscheinpreises bei Veränderung der Volatilität. Die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Basiswerts, wird häufig unterschätzt und sorgt bei vielen Anlegern immer wieder für Verwirrung.
Was ist die Volatilität?
Erstmal unterscheidet man zwischen zwei Arten von Volatilitäten:
- Historische Volatilität: Sie beschreibt die Schwankungsbreite der Kurse eines Wertpapiers über einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit.
- Implizite (oder erwartete) Volatilität: Sie ist die für die Zukunft erwartete Volatilität und hat einen großen Einfluss auf die Preisbildung des Optionsscheins. Sie ist lediglich eine geschätzte Größe und kann auf der Basis ansteigender Marktveränderungen stark von der historischen Volatilität abweichen.
Wichtig: Eine höhere implizite Volatilität verteuert den Optionsschein, da mit einer größeren Schwankungsbreite die Chancen auf eine Bewegung des Basiswerts in die gewünschte Richtung zunehmen.
Die implizite Volatilität wird vom Emittenten ständig aktualisiert und wirkt sich dabei direkt auf die Kursbildung aus. Daher solltest du beim Kauf eines Optionsscheines immer die historische mit der impliziten Volatilität vergleichen, denn wenn du beispielsweise innerhalb eines Crashs mit einem Put auf weiter fallende Kurse setzt, der Markt zwar weiter fällt, aber an Schwung verliert, so kann dein Put trotzdem an Wert verlieren.
Was ist das Vega?
Optionsscheine reagieren unter Umständen unterschiedlich auf die Veränderung der Volatilität. Um diese Veränderung abschätzen zu können, gibt es das Vega. Diese Kennzahl gibt an, um welchen Betrag sich der Preis des Optionsscheins in Abhängigkeit von der Schwankung des Basiswerts verändert, wenn die Volatilität des Basiswerts um eine Einheit (1 %) steigt bzw. fällt.
Beispiel: Ein Vega von 0,05 bedeutet, dass der Optionsschein bei einem Volatilitätsanstieg von 1 % des Basiswerts um 0,05 Euro oder 5 Cent steigt.
Zieht beispielsweise die implizite Volatilität eines Wertes um 10 % an und der Optionsschein wurde vor diesem Anstieg mit 10 Euro gepreist, dann kostet er nach dem Volatilitätssprung bereits 10,50 Euro, vorausgesetzt alle anderen Umgebungsvariablen für den Optionsschein bleiben gleich.
Dies gilt sowohl für Put- als auch Call-Optionsscheine und verdeutlicht, warum z. B. der Preis eines Put-Optionsscheins trotz sinkender Kurse allein durch den Rückgang der impliziten Volatilität im Preis gleichbleiben oder sogar fallen kann.
Merke: Ein hohes Vega bedeutet, dass der Optionsscheinkurs verhältnismäßig stark auf Veränderungen in der Volatilität des Basiswerts reagiert. Daher solltest du in einer Börsenphase hoher Volatilitäten ein niedriges Vega wählen, weil du somit die Gefahr eines Kursverlustes durch sinkende Volatilität verringerst. Das wirst du vor allem bei Optionsscheinen weit im Geld und mit kurzer Restlaufzeit finden.
In nicht volatilen Börsenzeiten dagegen bietet sich ebenfalls die Suche nach Optionsscheinen mit niedrigem Vega an, da ein Anstieg der Volatilität zusätzliche Gewinne bringen kann.
Das Vega hat übrigens sowohl für Call- als auch Put-Optionsscheine immer einen positiven Wert. Optionsscheine „am Geld“ sind mit dem höchsten Vega ausgestattet, wenn man sie mit Optionsscheinen „aus dem Geld“ oder „im Geld“ vergleicht. Auch die Restlaufzeit steht in Zusammenhang mit der Kennzahl – das Vega wird um so kleiner, je kürzer die Restlaufzeit ist.