Optionsscheine Liquidität: Wie wichtig sind Umsätze bei einem Optionsschein?

Immer wieder liest man auf den Boards im Internet, dass der eine dem anderen von einem Optionsschein abrät, weil „dieser Optionsschein zu wenig Umsatz hat“ und er solle doch lieber einen anderen nehmen, weil der mehr Umsatz an den Börsen habe. Dass der andere Schein möglicherweise einen viel größeren Spread (Spanne zwischen An- und Verkaufskurs des Emittenten) oder ein viel höheres Aufgeld hat oder gar noch meilenweit aus dem Geld ist, scheint dabei völlig egal zu sein. Hauptsache, die Umsätze stimmen…

Wie funktioniert die EUWAX?

Ich möchte daher das System der Optionsscheinbörse EUWAX in Stuttgart in kurzer Form vorstellen und damit aufzeigen, dass die Umsätze eines Optionsscheins bei der Auswahl des Scheins in Wahrheit eine sehr untergeordnete Rolle spielen sollten. (Vollständig vernachlässigt werden sollten sie nicht, da sich bei sehr hohen Umsätzen evtl. zugunsten des Anlegers ein Börsenkurs innerhalb des Spread bilden kann.)

Bei jeder Order, die bei dieser Optionsscheinbörse eingeht, wird zunächst geprüft, ob sich eine dem Auftrag und dem Limit des Anlegers entsprechende Gegenposition an der Börse findet. Dies ist jedoch eher der Ausnahmefall. Was geschieht nun? Die EUWAX leitet den Auftrag einfach an den Emittenten weiter. Dieser stellt im Normalfall laufend Geld- und Briefkurse für seine Scheine. Hat der Anleger eine Kauforder abgegeben und an der Börse findet sich kein Verkäufer des entsprechenden Scheins, so wird der Auftrag an den Emittenten weitergegeben und die Order zum Briefkurs des Emittenten abgerechnet. Entsprechend wird eine Verkaufsorder, die keine Gegenposition an der Börse findet, über den Emittenten zum Geldkurs abgerechnet. Im Normalfall muss sich der Anleger also nicht die geringsten Sorgen machen, dass seine Order nicht ausgeführt werden kann, weil an der Börse kein Umsatz stattfindet! Die Abwicklung der Order über den Emittenten ist tatsächlich der Normalfall, nur bekommt man als Privatanleger nichts davon mit, weil die Order eben immer über den „Umweg“ Börsenplatz läuft, wenn man seine Scheine nicht außerbörslich direkt beim Emittenten kauft und verkauft.

Aus dieser Erläuterung werden drei Dinge deutlich:

  1. Der Anleger sollte sein gesetztes Limit beim Kauf oder Verkauf keinesfalls nach dem letzten gehandelten Börsenkurs des Scheins richten, sondern vielmehr nach dem aktuell gestellten Kurs des Emittenten! Der einfachste Weg, an diese Kurse heranzukommen, ist der Videotext: Fast alle großen TV-Sender haben heute Optionsschein-Kurse eines oder mehrerer Emittenten auf ihren Videotext-Tafeln, die Kurse sind meist nur etwa 1 – 5 Minuten alt. Die meisten Optionsschein-Kurse können aber auch im Internet bei den Emittenten selbst nachgefragt werden. Inzwischen bietet auch die Internetseite der EUWAX selbst Realtimekurse an.
  2. Ein Kriterium bei der Wahl des Optionsscheins sollte statt der Umsatzzahlen vielmehr der Spread des Emittenten sein! Einen Schein, den man für 0,30 Euro (Briefkurs) kaufen muss, gleichzeitig aber nur für 0,15 Euro (Geldkurs) verkaufen könnte, ist unbedingt zu meiden: Der Geldkurs müsste erstmal auf 0,30 Euro (also um 100 %!!) steigen, um überhaupt die Gewinnschwelle zu erreichen!
  3. Der Anleger sollte seine Optionsschein-Orders in Stuttgart aufgeben! Eine solche Order geht automatisch an die EUWAX.

Der Börsenplatz Stuttgart bietet jedoch noch weitere Vorteile für den Optionsschein-Anleger: Die EUWAX besitzt ein elektronisches Kurs-Überwachungssystem, genannt LICOS (Limit Control System). Dieses System vergleicht ständig die Limitorders mit den Emittentenkursen und löst eine Stop-loss-Order auch dann aus, wenn kein Umsatz bzw. neuer Börsenkurs vorliegt. Sollte sich doch einmal eine passende Gegenposition an der Börse finden, so prüft das System zunächst, welcher Kurs für den Anleger der bessere ist. Wenn der Kurs des Emittenten günstiger ist, so wird die Order über den Emittenten abgewickelt – obwohl eine Gegenposition an der Börse vorhanden wäre! Außerdem werden in Stuttgart historische Kurslisten aller Optionsscheine geführt, so dass Unregelmäßigkeiten bei der Orderausführung auf Nachfrage schnell geklärt werden können. Mir wurde bereits mehrfach berichtet, dass ein kurzer Anruf bei der Börse Stuttgart genügte, um einen offensichtlichen Fehler bei der Orderausführung zu korrigieren und die Order zu dem Kurs abzuwickeln, der dem Anleger zum Zeitpunkt der Order zustand.

Kurzes Fazit:

  1. Keine Angst vor umsatzlosen Optionsscheinen!
  2. Order in Stuttgart platzieren!
  3. Spread des Emittenten als Auswahlkriterium beachten!
  4. Limit nach dem aktuellen Emittentenkurs richten!
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