Optionsschein Formel: Die wichtigsten Formeln für Optionsscheine?

Jemand der sich mit Optionsscheinen auseinandersetzt, braucht natürlich einige Anhaltspunkte, durch die er sich bei der Einschätzung von Chancen und Risiken orientieren kann. In diesem Artikel stelle ich dir die Wichtigsten davon vor.

Innerer Wert:

Innerer Wert

Erklärt sich eigentlich von selbst. Kann ich einen Call ausüben und der aktuelle Kurs der Aktie steht über dem Bezugskurs, so besitzt der Schein einen inneren Wert. Per Definition ist der innere Wert allerdings niemals negativ, sondern entweder der Schein besitzt einen, oder nicht.

Je nach Bezugsrechtsverhältnis muss der innere Wert pro Schein durch Division durch das Bezugsrechtsverhältnis gewonnen werden.

Beispiel: Aktie bei 120, Bezugskurs 100 = innerer Wert 20
Bei einem Bezugsrechtsverhältnis von 0,1 (1:10) hätte jeder Schein einen inneren Wert von 2.

Da ein Put auf Verluste der Aktie setzt, muss er natürlich umgekehrt berechnet werden, d. h. Bezugskurs – Aktienkurs = innerer Wert. Gleiches gilt für alle folgenden Formeln, d. h. jeweils Bezugskurs und Aktienkurs vertauschen!

Zeitwert:

Zeitwert

Mit dem Zeitwert drückt sich die Gewinnerwartung des Scheins aus. In einer „perfekten“ Welt, in der immer nur fair gehandelt würde, wäre der Zeitwert eines Scheins, der keinen inneren Wert besitzt, natürlich 0. Jedoch verknüpft jeder Anleger natürlich Hoffnungen mit einem Schein die sich in der erwarteten Kursentwicklung des Underlying („hoffentlich“) widerspiegeln werden. Tritt die erwartete Kursentwicklung nicht ein, so verliert der Schein jeden Tag der verbleibenden Laufzeit ein wenig von seinem Zeitwert (der gegen Ende der Laufzeit dann 0 erreicht).

Im Gegensatz zum inneren Wert ist der Zeitwert also kein echter „Wert“, sondern quasi der „Einsatz“, den der Anleger einer „Optionswette“ zahlt.

Aus dem Verhältnis der drei Werte innerer Wert, Zeitwert und Optionsscheinkurs zueinander ergibt sich die Unterscheidung in „aus dem Geld„, „am Geld“ und „im Geld„.

Beispiel für einen Call.: (der Einfachheit halber Bezugsrechtsverhältnis 1:1)

AktienkursBezugskursInnerer WertOS-KursZeitwert
90100044aus
dem Geld
100100077am
Geld
11010010155im
Geld
150 (1)10050500„weit“
im Geld

(1) dies wäre die Situation am Ende der Laufzeit

Die benutzten Werte für den Optionsscheinkurs entspringen keiner mathematischen Formel oder meinen seherischen Fähigkeiten, sondern sind willkürlich gewählt, und sollen einen ungefähr realistisches Bild eines Kursverlaufes widergeben. In der Realität kann der Kurs eines Optionsscheins bei starken Hoffnungen der Anleger an das Underlying auch bei „aus dem Geld“ liegenden Scheinen prozentual weit höher liegen.

Aufgeld:

Aufgeld

Das Aufgeld bezeichnet den Betrag den der Anleger mit einem Optionsschein MEHR zu zahlen bereit ist, als würde er direkt die Aktie kaufen. Der Anleger tut dies, weil er auf eine (für ihn) positive Entwicklung der Aktie hofft. (Wie oben gesagt, für die Berechnung eines Puts müssen Aktienkurs und Bezugskurs in der Formel vertauscht werden !)

Anders gesagt ist das Aufgeld der Betrag, den die Aktie noch zulegen (Put: verlieren) muss, damit der Call/Put ohne Verlust ausgeübt werden kann. Speziell Anfänger in der Optionscheinanlage sollten dem Aufgeld eines Scheins besonderes Augenmerk schenken. Wie gesagt, das Aufgeld muss die Aktie erst verdienen! Es hilft also nichts, einen Call auf 100 zu kaufen, und sich dann zu freuen, dass die Aktie von 90 auf 100 steigt, denn bei 100 kann der Schein nicht ohne Verlust ausgeübt werden, d .h. der gezahlte Optionspreis ist komplett verloren!

Zumeist wird das Aufgeld in Prozent angegeben:

Aufgeld in Prozent

(Hinweis: Den Aktienkurs unter dem Bruchstrich belassen auch Put-Anleger dort, ansonsten werden wieder Bezugskurs und Aktienkurs getauscht)

Zusätzlich kann man auch noch das Aufgeld pro Jahr berechnen und Profis ergänzen das Aufgeld noch um den Kapitalmarktzins, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass das eingesetzte Kapital zur gleichen Zeit auf dem Sparbuch auch Zinsen gebracht hätte.

Das Risiko im Handel mit Optionsscheinen ist immer vorhanden und ist immer auch von der verbleibenden Laufzeit und insbesondere dem Underlying abhängig. „Über den Daumen“ spricht man bei 5 % von einem geringen Aufgeld, d. h. geringes Anlagerisiko, bei 15 – 25 % von moderatem Aufgeld und bei 30+ % von hohem Aufgeld.

Um es nochmal zu sagen: Aufgeld und Optionsscheinkurs hängen voneinander ab, aber häufig wird von Anfängern der Fehler gemacht, den Umkehrschluss zu ziehen, d. h. „ein Schein mit hohem Risiko sollte billig sein“. Ob ein Schein billig ist oder nicht kann man direkt mit dem Aufgeld bestimmen, aber nicht mit dem Kurs! Auch ein weit aus dem Geld liegender Schein, der nur 0,02 € kostet, kann (und wird häufig) bei einem Aufgeld von 50 % eine verlorene Anlage sein.

Gewinnschwelle:

Gewinnschwelle

Aufgeld und Zeitwert sind Kennzahlen zur Berechnung des Risikos eines Scheines. Zuvor sollte der Anleger jedoch eine weitere Zahl ermitteln: Die Gewinnschwelle. Sie besagt, welchen Kurs das Underlying (Aktie, Edelmetall, usw.) überschreiten (Put: unterschreiten) muss, wenn sich die Anlage in dem Schein lohnen soll. Speziell Anfänger sind manchmal überrascht, um wie weit die Gewinnschwelle vom Bezugskurs entfernt ist. Das Bezugsverhältnis ist der entscheidende Faktor.

BezugskursOS-KursBezugsverhältnisGewinnschwelle
1000211002
100020,11020
100020,011200
100020,0051400
100020,0013000

Hebel:

Hebel

Nun zur Königsdisziplin der Optionsscheine, dem Hebel. Der Hebel ist der Grund für die Anlage in Optionsscheinen. Ohne ihn würde man schlicht die Aktie kaufen. Grundlegende Konsequenz des Hebels ist die Tatsache, dass man mit Optionsscheinen bei weit geringerem Kapitaleinsatz den gleichen oder sogar mehr Gewinn (aber auch Verlust!) erzielen kann, als mit der Aktienanlage selbst.

Führt man sich obige Formel zu Gemüte, so kommt man darauf, dass der Hebel ausdrückt, um wie viel geringer der Kapitaleinsatz beim Kauf von Optionsscheinen im Vergleich zum Kauf der Aktie ist. Ein Hebel von 5 bedeutet, dass der Anleger fünfmal weniger Kapital einsetzen muss (z. B. 100 : 20 = 5 (Bezugsrechtverhältnis 1:1). Dies ist der einfache Hebel, mehr steckt nicht dahinter ! 🙂

Interessanter wird es, wenn man den einfachen Hebel mit der Kennzahl Delta multipliziert:

Delta

Daraus erhält man den theoretischen Hebel. Delta gibt an, wie weit sich der Schein bewegt, wenn sich das Underlying um 1 bewegt. Hier liegt aber auch der Haken des Hebels. Delta ist eine dynamische Kennzahl, d. h. sie verändert sich jeden Tag. Dies bedeutet, dass sie für den Privatanleger schwer bis gar nicht nachzuvollziehen ist, es sei denn er macht sich die Mühe, jeden Tag beide Kurse zu vergleichen. Darum muss der Anleger bei der Berechnung des Delta zumeist auf andere Quellen vertrauen.

Hat man nun den einfachen Hebel um das Delta zum theoretischen Hebel ergänzt, ergibt sich eine der wichtigsten Kennzahlen eines Optionsscheins. Ein theoretischer Hebel von 5 bedeutet, dass ein Schein sich fünfmal stärker bewegt als die zugrunde liegende Aktie (das Underlying) ! Hier liegt die Chance und das Risiko von Optionsscheinen.

Auch hierfür gibt es wiederum „Daumenkennzahlen:

  • theoretischer Hebel 1 – 2 = langweilig, lieber Aktie kaufen
  • theoretischer Hebel 4 – 5 = normal
  • theoretischer Hebel > 7 = sehr gewagt!

Weitere Formeln zur Berechnung von Optionsschein-Kennzahlen findest du hier.

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