Auf den Kassamärkten werden reale Waren (Basiswerte) wie z. B. Aktien, Anleihen oder auch Rohstoffe gehandelt. Lieferung und Bezahlung dieser Waren erfolgen am Kassamarkt unmittelbar nach dem Geschäftsabschluss.
Auf dem Terminmarkt werden Vereinbarungen über zukünftige Käufe oder Verkäufe gehandelt – diese Vereinbarungen werden Futures und Optionen genannt. Der Geschäftsabschluss ist also von der zukünftigen Lieferung und Bezahlung zeitlich getrennt. An einem Terminmarkt werden Verträge (Kontrakte) auf Basiswerte (Kassamarktinstrumente, Indizes, Zinssätze, Devisen, aber auch auf landwirtschaftliche Produkte, Rohstoffe und Edelmetalle etc.) abgeschlossen. Diese Vereinbarungen können für beide Seiten bindend sein (Futures) oder nur für den Käufer das Recht auf Kauf oder Verkauf beinhalten (Optionen). Als von den Basiswerten abgeleitete Finanzinstrumente heißen Futures und Optionen auch Derivate oder derivative Finanzinstrumente. Als Besonderheit sind hier noch Optionsscheine (= Warrants) zu erwähnen, die rechtlich als Kassamarktprodukt gelten, de facto jedoch viele Gemeinsamkeiten mit Derivaten aufweisen.
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert das Geschäft mit Futures?
Am Beispiel: Ein Getreideproduzent befürchtet einen Preisverfall für das Getreide, das er in etwa vier Monaten ernten wird. Eine Großbäckerei, die in vier Monaten eine bestimmte Getreidemenge benötigt, befürchtet eine Steigerung des Getreidepreises. Zum Ausgleich ihrer jeweiligen Risiken einigen sich die beiden auf die Lieferung einer bestimmten Getreidemenge zu einem bestimmten Termin und zu einem vorab definierten Preis. So gleichen beide ihr Risiko aus. Verändert sich der ursprünglich vereinbarte Getreidepreis massiv, hat allerdings eine der beiden Parteien einen großen Nutzen und die andere einen beträchtlichen Schaden.
Oder: Du als Investor erwartest, dass die Kurse an der Wiener Börse in den nächsten Wochen steigen werden. Du kaufst also ATX-Futures zum Abschlusspreis von x, musst allerdings diesen Abschlusspreis nicht gleich bezahlen, sondern erst am Liefertag. Steht der ATX dann zum Beispiel bei x plus 30, erhältst du als Investor einen Gewinn von 30 von demjenigen ausbezahlt, der ursprünglich zum Terminkurs von x verkauft hat. Ist der ATX gefallen, musst du die Differenz bezahlen.
Beachten: Beim ATX-Future erfolgt Barausgleich (= direkte Auszahlung), das Getreide im Beispiel wird tatsächlich geliefert! Dafür, dass solche Vereinbarung in jedem Fall erfüllt werden, haftet die Wiener Börse. Sie verlangt für jede Futures bzw. Options-Position als Sicherheitsleistung („Margin„) die Hinterlegung von Bargeld oder Wertpapieren.
Die Grundlagen des Options-Geschäfts
Bei einer Option wird dir – im Unterschied zum Future – als Käufer das Recht eingeräumt, jedoch nicht die Pflicht aufgebürdet, einen bestimmten Basiswert (Aktie, Anleihe, Rohstoff etc. ) innerhalb einer festgelegten Zeitspanne oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem zuvor fixierten Preis zu kaufen („Call-Option„) oder zu verkaufen („Put-Option„). Für dieses Recht musst du als Optionskäufer (börsianisch: Inhaber) dem Optionsverkäufer (börsianisch: Stillhalter) ein Entgelt bezahlen, den so genannten Optionspreis. Im Prinzip funktioniert dieses Geschäft, weil Käufer und Verkäufer stets gegenläufige Erwartungen über die künftige Preisentwicklung des Handelsgegenstandes haben. Optionen können „amerikanisch“ (das bedeutet, die Option kann während der gesamten Laufzeit ausgeübt werden) oder „europäisch“ (das bedeutet, die Option kann nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden) sein:
Wie funktioniert der Long Call in der Praxis?
Du als Investor erwartest, dass der Kurs einer bestimmter Aktie in Kürze stark steigen wird. Du möchtest keine großen Summen in diese Aktie investieren und kaufst deshalb einen Long Call auf diese Aktie. Sie notiert zu diesem Zeitpunkt bei 48 Euro, der Call hat einen Ausübungspreis von 50 und kostet einen Euro. Du bezahlst diesen Optionspreis und erwirbst damit die Möglichkeit, jederzeit während der Laufzeit der Option die Aktie zum Ausübungspreis von 50 Euro vom so genannten Stillhalter zu kaufen. Steigt der Kurs über 50 Euro – etwa auf 52 Euro – übst du deinen Call aus, kaufst die Aktie vom Stillhalter um 50 und verkaufst umgehend um 52 Euro. Dabei verdienst du 52 – 50 = 2 Euro, macht abzüglich des Optionspreises 1 Euro Gewinn.
Sollte der Aktienkurs am Ende der Laufzeit unter 50 liegen, lässt du deinen Call verfallen. Dein Verlust ist damit auf den Optionspreis begrenzt, unabhängig vom tatsächlichen Sinken des Aktienkurses.
Wie funktioniert der Short Call in der Praxis?
Anders verhält es sich beim so genannten Short Call. Du als Investor erwartest zum Beispiel, dass sich der Kurs einer Aktie in der nächsten Zeit nur wenig verändern und allenfalls leicht nachgeben wird. Um das Eintreffen dieser Markterwartung zu nützen, verkaufst du einen Call auf die Aktie. Diese notiert bei 844 Euro, für den Call mit dem Ausübungspreis von 850 und der damit verbundenen Verpflichtung, die Aktie auf Wunsch des Inhabers des Call für 850 Euro zu verkaufen, bekommst du heute den Optionspreis von 14 Euro. Wenn die Aktie bis zum Ende der Laufzeit gemäß deiner Erwartungen bei 850 Euro oder darunter notiert, lässt der Inhaber sein Recht verfallen, und du kannst den Optionspreis von 14 Euro als Gewinn verbuchen. Bei jedem höheren Aktienkurs, zum Beispiel 872, musst du die Aktie zu diesem Kurs kaufen, um sie dem Inhaber, der in diesem Fall seine Option ausübt, um 850 Euro zu verkaufen. Du verlierst dabei 872 – 850=22 Euro, was durch den vereinnahmten Optionspreis zum Teil abgefangen wird. Dein Gesamtverlust beträgt dann 22 – 14 (Optionspreis) = 8 Euro. Der maximale Verlust aus einem Short Call ist also prinzipiell unbegrenzt.
Futures & Optionen dienen der Absicherung und Spekulation
Future- und Optionen-Deals werden häufig zu Spekulationszwecken, aber auch zur Absicherung bestimmter Risiken wie zum Beispiel Kursrisiken gemacht. Wenn es dabei um den Handel mit Gewinnchancen und Verlustrisiken von Wertpapieren geht, die auch unabhängig vom jeweiligen Wertpapier selbst gehandelt werden können, wird der Terminmarkt mitunter auch als „Markt für die Risiken des Kassamarktes“ bezeichnet. Der Handel mit Futures & Optionen ist, sofern er nicht zur Absicherung eingesetzt wird, hochspekulativ. Ein eventueller Verlust kann – anders als etwa beim Kauf von Aktien – schnell über das eingesetzte Kapital hinausgehen.
Option versus Optionsschein
Ein Optionsschein (= Warrant) verbrieft, wie die Option, einen Vertrag über eine zukünftige Leistung, die ein Vertragspartner bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vom anderen verlangen kann. Emittent von Optionsscheinen ist nicht eine Börse, sondern eine (Investment-)Bank. Bei einer Kursänderung des Basiswerts werden nicht, wie im Falle von standardisierten Optionen, automatische neue Serien eingeführt, sondern dies muss vom Emittenten (der Bank) erst veranlasst werden. Dies wird in den meisten Fällen jedoch zum ehesten Termin durchgeführt, weshalb man bei Optionsscheinen von „quasi-standardisierten“ Produkten spricht.